Wenn sich Menschen wie du und ich zusammentun… #bloggerfuerfluechtlinge

Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, dass er sich mit 120 anderen in ein Schlauchboot setzt, das schon nach wenigen Seemeilen zu sinken beginnt, weil es eigentlich nur für 25 Personen ausgelegt ist? Wie unerträglich, unmöglich, unfassbar schlimm muss das Leben in der Heimat sein, wenn man sich auf so ein Himmelfahrtskommando einlässt? Gerettet werden, in Europa ankommen oder auf dem Mittelmeer sterben – Was anderes gibt’s nicht mehr. Fifty-fifty-Chance. Überleben ist Glückssache, wie Lottospielen.

Was Ingo Werth von Sea-Watch in der Fernsehsendung Markus Lanz erzählte, hat mich zutiefst schockiert, berührt und lange beschäftigt. Die Ostsee ist zwar nicht das Mittelmeer, aber ich musste in unserem Dänemark-Urlaub oft an die Männer, schwangeren Frauen und Kinder denken, die täglich vor der libyschen Küste ertrinken. … Wer erzählt ihre Geschichten und nennt ihre Namen? Wer informiert ihre Familien? Werden ihr Mütter, Väter oder Geschwister jemals erfahren, welches Schicksal sie erlitten haben?

Foto von unserem Dänemark-Urlaub

Jeder Einzelne zählt! Das ist das Motto von Sea-Watch. Mit einem 100 Jahre alten, umgebauten Fischkutter fährt die achtköpfige Crew zu bekannten Flüchtlingsrouten zwischen Libyen und Lampedusa und leistet dort Ersthilfe. Sie halten Ausschau nach umhertreibenden, überladenen Booten, bergen die entkräfteten, halbverdursteten Menschen auf aufblasbare Rettungsinseln, versorgen sie mit Wasser und statten sie mit Rettungswesten aus, bis große Schiffe eintreffen und die Flüchtlinge an Bord nehmen. Doch allzu oft ist scheinbar kein Frachter und kein Marineschiff in der Nähe, und das Team der Sea-Watch weiß nicht, an wen sie die Geretteten übergeben soll.

Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwierig und seelisch belastend die Situation für die Crew sein muss, die diese Arbeit ehrenamtlich leistet! 1.500 Menschen hat Sea-Watch bereits geborgen – eine unglaublich große Zahl angesichts dessen, dass es „nur“ eine kleine, private Initiative ist, die sich allein durch Spenden finanziert. Das zeigt doch: Jeder von uns kann etwas bewirken! Wenn sich Menschen wie du und ich zusammentun, ist alles möglich!

Blogger für Flüchtlinge #bloggerfuerfluechtlinge

Seit einer Woche bin ich Mitglied der Facebook-Gruppe „Blogger für Flüchtlinge“ – ein Bündnis und Netzwerk von fast 1.600 Bloggerinnen und Bloggern, die gemeinsam ein Zeichen setzen und die Flüchtlingshilfe aktiv unterstützen möchten. Was ich dort an Hilfsbereitschaft, Solidarität, Gemeinschaftssinn, konstruktivem Austausch und Einfallsreichtum erlebe, haut mich wirklich um. Da wird nicht nur gelabert und diskutiert, da wird gehandelt! Ideen werden entwickelt, Kontakte ausgetauscht, Kooperationen geschlossen, Projekte organisiert und genetzwerkt. Mehr als 82.000 Euro hat die Initiative „Blogger für Flüchtlinge“ bereits über die Spendenplattform betterplace.org gesammelt – Geld, bei dem du ganz transparent sehen kannst, wo es hingeht und welche Projekte unterstützt werden. Ein Wahnsinnserfolg, „und wir fangen gerade erst an“, wie Paul Huizing, einer der Initiatoren, so schön sagt! Wenn du mehr über „Blogger für Flüchtlinge“ erfahren möchtest, dann klick doch mal die Webseite an: www.blogger-fuer-fluechtlinge.de

Nicht jeder kann mit einem Fischkutter in See stechen und ertrinkende Menschen aus dem Mittelmeer ziehen, aber wir können gute Projekte und Initiativen unterstützen. Wir können Facebook-Posts liken und teilen, die ein differenziertes Bild der Flüchtlingssituation zeigen, wir können Geld spenden, wir können uns dafür einsetzen, dass legale Wege geschaffen werden, in Europa Asyl zu beantragen. Wir können Flüchtlinge herzlich empfangen, ihnen helfen, egal, woher sie kommen und aus welchen Beweggründen sie ihr Land verlassen haben. Wir können  „Asylkritikern“ erklären, dass das Asylrecht ein Menschenrecht ist – für jeden! Wir können unseren Kindern vorleben, dass Herkunft, Hautfarbe und Religion nichts über den Charakter eines Menschen aussagen und sie zu Mitgefühl und Mitmenschlichkeit erziehen. Wir können so viel tun!

Denn sind wir mal ehrlich: Den meisten von uns geht’s verdammt gut, und wir könnten uns doch in 100 Jahren nicht vorstellen, unser Schicksal einem kriminellen Schlepper anzuvertrauen und in einem hoffnungslos überfüllten Schlauchboot orientierungslos auf dem Mittelmeer zu treiben. Jeder Mensch hat das Recht, nach einem besseren Leben zu streben – für sich und seine Familie! Das ist meine feste Überzeugung.

18 Kommentare

  1. Liebe Katherina,

    So ein starker Beitrag und so wahre Worte! Ich hab zustimmend genickt, hab traurig den Kopf geschüttelt und wieder diese ungeheure Wut und Hilflosigkeit gefühlt. Gerade heute hab ich wieder jemanden erklären "müssen" das "die" nicht herkommen und uns was "wegnehmen" , sondern oben genannte Gründe vorliegen und wir sie nicht noch mehr mit so einen Mist traumatisieren sollten. Ich bin stolz sagen zu können, das meine Kinder tolerant und unvoreingenommen sind, egal wie ein Mensch ausschaut oder er herkommt. Ich hoffe, sie nehmen das auf ihren Weg mit und leben das auch so.

    Herzliche Grüße
    Janin

    Ps. Wie schön, das du wieder da bist und gleich so voller Power! Das Bild ist wunderschön, hoffe so war auch euer Urlaub! :-*

    • greenfietsen

      Danke, liebe Janin! :-* Bei so einer lieben Willkommensbegrüßung bin ich auch fast gar nicht mehr traurig, dass der schöne Urlaub schon vorbei ist. Ich finde es klasse, dass du deinen Kindern diese Werte mit auf den Weg gibst. Ich bin sicher, das prägt… und bleibt. Noch 'ne gute Portion von deinem tollen Humor dazu, und es kann gar nichts mehr schiefgehen. 🙂

      Ganz herzliche Grüße und einen festen Drücker
      Katharina

    • greenfietsen

      Liebe Marita,
      das freut mich sehr, dass du und so viele andere genauso denken wie ich. – Ein gutes Gefühl!
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  2. Liebe Katharina!
    Toller Text, berührende Worte! Mir geht es wie dir und du hast genau die passenden Worte dazu gefunden! Danke dafür!
    Liebe Grüße,
    Frauke

    • greenfietsen

      Danke, liebe Frauke! Das ist gut, wenn ich die richtigen Worte gefunden habe. 🙂 Wie so viele andere Blogger habe ich auch erst mal da gesessen und gar nicht gewusst, wo und wie ich anfangen soll… Kein leichtes Thema.
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  3. Liebe Katharina,
    dein Bericht berührt mich sehr! Ich stimme dir zu 100% zu und bin wirklich froh das du diese Worte zu einem Thema findest das mich sprachlos und fassungslos macht.
    Liebe Grüße,
    Jacqueline

    • greenfietsen

      Danke für dein Feedback, liebe Jacqueline. Es war mir sehr wichtig, meine Gedanken und Gefühle zu diesem schwierigen, komplexen Thema möglichst gut auszudrücken, und wenn mir das gelungen ist, bin ich sehr froh.
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  4. Liebe Katharina,

    jaaa, jaaa, jaaa! Du sprichst auch mir aus der Seele und aus dem Herzen!
    Die Schicksale dieser Menschen sind einfach herzzerreißend und es ist so furchtbar, was ihnen auf dem Weg zu uns zugestoßen ist … aber HIER sollten sie ALLE ein Zuhause bekommen, sich geborgen fühlen …
    Ganz oft bin ich zu Tränen gerührt, wenn ich sehe, wie normale Bürger ihnen helfen … wenn ich jetzt nur an München denke, wo in den letzten Tagen Massen von Menschen aus Ungarn ankamen und ebenso große Massen von Münchnern sie mit Kleidung und Essen versorgten und sie mit einem Lächeln begrüßten!
    Es ist so, wir sind ein reiches Land und können – oder könnten zumindest – alle aufnehmen, die gerne hier sein möchten … fangen wir alle damit an …

    Ganz liebe Grüße
    Helga

    • greenfietsen

      Liebe Helga,
      ja, auch wenn es für manche vielleicht nur ein Zuhause auf Zeit ist, weil nicht jeder Asylantrag bewilligt werden kann, anständig behandeln und herzlich aufnehmen sollten wir jeden, der in Europa Schutz und Zuflucht sucht. Ich freue mich auch über die große Hilfsbereitschaft… und auch darüber, dass du wie immer das Herz auf dem rechten Fleck hast. :-*
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  5. Hallo Katharina,
    Danke für deine Worte, ich stimme dir voll und ganz zu. Es ist einfach unfassbar, was da passiert und umso mehr freue ich mich über deinen Hinweis mit der Facebook Gruppe. Ich bin zurzeit noch im Urlaubsmodus und war schon lange nicht mehr dort.. also danke dafür !
    Liebe Grüße! ?
    Frau Nahtaktiv

    • greenfietsen

      Gerne. Das freut mich, dass ich dir den Tipp mit der Facebook-Gruppe geben konnte. 🙂
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  6. Liebe Katharina,
    ich bin sehr beeindruckt von deinen Worten und stimme dir in jedem Punkt aus vollem Herzen zu. Nachrichten anschauen finde ich im Moment eine Qual aber wegschauen ist keine Alternative wie ich finde. Erst gestern war ich zutiefst geschockt von den Bildern die im Moment um die Welt gehen und saß ungelogen weinend vor dem Fernseher. Erinnert sich den niemand mehr an die Geschichten von unseren Omas und Opas, Müttern und Vätern. Geschichten von Leid, Krieg und Hunger. Ich begreife es nicht. Warum wird etwas vorrangig zu einer politischen Diskussion wenn doch gerade in diesem Moment erst mal "nur" Soforthilfe gefragt ist?
    Uns geht es allen so gut, wir "Jammern auf hohem Niveau" tagein, tagaus. Doch ich hoffe auf unsere Güte und unsere Menschlichkeit das jeder einzelne von uns einen Weg für sich findet zu helfen und dies auch tut.
    Liebe Grüße Sandra

    • greenfietsen

      Danke, liebe Sandra, für dein Feedback und deine berührenden Worte! Ich glaube, unsere Großeltern-Generation erinnert sich noch sehr gut, aber wir und unsere Eltern, wenn wir in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, wir haben ja Krieg und Flucht nie erleben müssen. Was wissen wir schon darüber? Vielleicht sollten wir uns in diesen Tagen mal wieder häufiger mit unseren Groß- und Urgroßeltern zusammensetzen, um zu verstehen, was es bedeutet, zu fliehen oder aus der Heimat vertrieben zu werden. UND wir sollten mit den Flüchtlingen selbst sprechen. Sie können es uns am besten erzählen. – Ich fühle mich oft ratlos angesichts der großen, komplexen Probleme unserer Zeit, aber den Kopf in den Sand stecken, ist ja auch keine Lösung.
      Ganz liebe Grüße
      Katharina

  7. Ich finde es so krass, dass das Meer, an dem man im Urlaub sitzt und sich erholt und genießt vielleicht das gleiche ist, indem Menschen ihr Leben riskieren und auch verlieren.

    Ich bin froh, dass auch du "dabei" bist, nichts anderes habe ich erwartet und gehofft! :O)))
    Ich hoffe so sehr, dass sich endlich an höherer Stelle etwas tut!

    Ganz liebe Grüße
    Ina

    • greenfietsen

      Ja, dieses Bild spukt seit gestern auch in meinem Kopf… Wir machen Urlaub, liegen am Strand, erholen uns, und da wird ein totes Kind im roten T-Shirt angespült.

      Natürlich bin ich dabei!

      Ganz liebe Grüße :-*
      Katharina

  8. JAAAAAAA, ganz laut….!!!
    Genau so sehe ich das auch !
    Jeder kann ein klein wenig tun und im Großen ist das richtig viel was zusammen kommt.
    Auch ich folge "Blogger für Flüchtlinge" und finde das großartig.
    Hast Du gesehen was "Sannimade" gerade gestartet hat ?
    Ich habe mir bereits Aufbügler bestellt, die sind gestern angekommen und auch das Geld welches sie damit sammelt geht in den gleichen Spendentopf wie bei Blogger für Flüchtlinge !
    Wenn ich die Aufbügler platziert habe, werde ich darüber posten, so hat es Sanni sich gewünscht um die ganze Sache bekannter zu machen….und ich zeige dann hier ( wenn ich die Shirts trage ) im Umfeld jedem, welchen Standpunkt ich in der Sache vertrete, nämlich:
    REFUGEES WELCOME !

    Herzliche Grüße
    Nane

    • greenfietsen

      Ja, am Rande habe ich was von Sannimade mitbekommen, aber Genaues weiß ich nicht. Das werde ich mir auf ihrem Blog gleich mal anschauen. Danke für den Tipp und deinen tollen Kommentar, liebe Nane. 🙂

      Ganz herzliche Grüße
      Katharina

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