Think big, ist Christianes Devise. Sie liebt es, mit Filz zu arbeiten und hat sich in ihrem Shop ganz und gar auf dieses tolle Material spezialisiert. Ich freue mich sehr, dass ich die liebe Christiane für ein Interview gewinnen konnte, denn bei ihr habe ich vor drei Jahren in einem Anfängerkurs die allerersten Schritte an der Nähmaschine gemacht.
Liebe Christiane, erzähl uns ein bisschen von dir. Wer bist du und was machst du?
Ich heiße Christiane, bin 38 Jahre alt und wohne mit meiner Familie in Gelnhausen. Seit ca. drei Jahren betreibe ich nun meinen DaWanda-Shop hauptberuflich. Ich bin glücklich über mein eigenes kleines Atelier, das im Parterre unseres Hauses liegt. Meine ersten Produkte habe ich im Wohnzimmer unsrer Etagenwohnung in Frankfurt genäht und weiß den Platz, den ich jetzt habe, sehr zu schätzen. Mit der Zeit habe ich meine Produkte vollkommen von Stoff auf Filz umgestellt. Die Nachfrage war sehr groß, und ich liebe es, mit diesem Material zu arbeiten. Ich stelle überwiegend Inneneinrichtungsartikel, wie Körbe und Bankauflagen, her.
Du hast deinen Shop 2008 eröffnet. Wie hat er sich im Laufe der Zeit entwickelt?
Ich bin schon ziemlich lange dabei und habe am Anfang nur probeweise Artikel eingestellt. Meine erste Käuferin war meine Mutter, die Mitleid hatte, dass ich nichts verkaufe. Dann kamen mit der Zeit 2-3 Verkäufe im Monat hinzu. Den meisten Umsatz habe ich damals mit Utensilos und Kissen aus Stoff gemacht, die ich mit Namen individuell bestickt habe. Zum Glück war ich in der Zeit nicht auf den Umsatz angewiesen. Dann habe ich Filz als Material entdeckt und angefangen, daraus Mutterpass- und U-Hefthüllen herzustellen. Das war schon damals keine neue Idee, aber ich habe mich immer bemüht, meine eigenen Entwürfe zu sticken und auf Kundenwünsche einzugehen. Vor allem war mir auch wichtig, nur Produkte in meinem Shop zu haben, die mir selbst auch gefallen würden. Seitdem stieg dann auch der Umsatz stetig. Die Idee mit dem Treppenkorb aus Filz kam mir, als wir in unser Haus mit Treppen eingezogen sind und dauernd Dinge auf den Stufen lagen, die mit hoch oder runter genommen werden sollten. Ich tüftelte etwas über einer Zeichnung und habe dann an einem Nachmittag den Prototyp „Treppenkorb“ genäht. Ich habe den Treppenkorb dann beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Das war erstmal eine große Investition für mich, ist aber rückblickend ein guter Schritt gewesen. Ich mache jetzt meinen Hauptumsatz mit den Körben.
Vertreibst du deine Körbe auch auf anderen Wegen? Kann man dich zum Beispiel auf Märkten antreffen oder deine Produkte in einem Mietfachgeschäft kaufen?
Ich würde sehr gerne meine Produkte auch auf Märkten oder in Läden anbieten. Leider bin ich aber seit langer Zeit an der Grenze meiner Kapazität. Meine Lieferzeit liegt jetzt schon immer zwischen vier und fünf Wochen. Viele Kunden kaufen deshalb nicht, da sie kurzfristig ein Geschenk suchen. Ich hatte bis vor kurzem deshalb eine Mitarbeiterin, die aber leider aus persönlichen Gründen gekündigt hat. Jetzt bin ich momentan wieder neu auf der Suche nach einer Mitarbeiterin. Das ist allerdings nicht so einfach, da ich nur einen Minijob anbieten kann. Aber ich bleibe zuversichtlich. Als erstes würde ich dann weiter an meinem eigenen Online-Shop arbeiten, der schon in Arbeit ist, um auch neben DaWanda ein unabhängiges Standbein zu haben.
Welche Marketinginstrumente nutzt du, um auf deine Produkte aufmerksam zu machen?
Keines. Die Kunden finden mich auch so. Oh, doch, wie konnte ich das vergessen: Im Winter 2013/2014 durfte ich im DaWanda Lovemag #3 mein Produkt „Treppenkorb“ zeigen. Ich weiß noch, wie sehr ich mich gefreut habe, als die Redaktion von DaWanda eine E-Mail schickte, dass sie mich ausgesucht hat! Für die, die nicht wissen, was das Lovemag ist: Es ist ein Magazin bzw. Katalog mit ausgewählten Produkten von allen Shopbetreibern. Es kommt halbjährlich heraus und hat, glaube ich, eine Auflage von ca. 100.000 Stück.
Hast du ein Rennpferd, ein Produkt, das besonders gut läuft?
Eindeutig mein Treppenkorb!
Was sind für dich die Vor- und Nachteile von DaWanda?
Ein großer Vorteil ist die doch recht einfache Handhabung des Shops. Mit ein bisschen Übung findet man sich schnell zurecht, und man kann sofort loslegen. Durch die mittlerweile bekannte Plattform profitiert man von den vielen Besuchern, die schon gewohnt sind, einzigartige und handgemachte Produkte zu suchen und zu finden. Die Kosten finde ich persönlich auch nicht zu hoch, und man bekommt einen fertigen Shop. Nachteile sehe ich kaum. Das einzige, das ich gar nicht mag, ist, dass DaWanda Kunden neuerdings auf andere ähnliche Produkte hinweist, wenn die Kunden mein Produkt in meinem Shop anklicken. Das würde ich bei einem eigenen Online-Shop natürlich nicht machen.
Wie viel Zeit investierst du im Durchschnitt pro Woche in deinen Shop?
Nur in die Arbeit mit dem Shop? Zur Pflege der Textinhalte und der Bilder sowie in die Beantwortung der Fragen und Beratung der Kunden investiere ich ca. 6 Stunden in der Woche. Hinzu kommt die Zeit zum Herstellen der Produkte, was der größte Zeitfaktor ist. Außerdem nicht zu vergessen, ist die Rechnungstellung, das Verpacken und Verschicken der Produkte, die Bearbeitung der Behördenkontakte, die Mitarbeiterverwaltung, der Einkauf der Materialien und Verpackungen, die Inspektion und Pflege der Maschinen, usw. Es ist schwer zu sagen, aber ich denke, ich komme auf eine gute 30-Stunden-Woche. Zum Glück übernimmt mein Mann die grobe Buchhaltung, die dann an den Steuerberater weitergeleitet wird.
Nicht unter Wert verkaufen, heißt es immer. Aber wie findet man den richtigen Preis für ein Handmade-Produkt? Hast du einen Tipp für uns?
Bei vielen meiner Produkte war ich am Anfang unsicher, ob der Preis, den ich kalkuliert habe, auch von den Kunden bezahlt wird. Jetzt, wo die Nachfrage so groß ist, bin ich selbstbewusster geworden. Hohe Qualität und Handarbeit haben nun mal ihren Preis, und die Kunden wissen das zu schätzen. Mit den Billigdiscountern kann man sowieso nicht mithalten, dann müsste man in China produzieren lassen. Bei der Preisfindung meiner Produkte gehe ich folgendermaßen vor:
- Ich berechne alle Kosten, die um das Produkt herum anfallen: z. B. Material, Strom, DaWanda-Gebühren, eventuell Paypalgebühren und Verpackungsmaterial.
- Dann versuche ich zu schätzen, wie lange ich zur Herstellung des Produktes brauche und rechne den gewünschten Stundenlohn zu den Kosten hinzu. Bei der Schätzung der Arbeitszeit am Produkt ist es wichtig, nicht zu vergessen, anteilig die Zeit am Computer und für den Versand der Artikel, usw. zu berücksichtigen.
- Je nach eigenem Steuersatz kommen dann auch noch die Kosten für die Einkommenssteuer hinzu. Zu berücksichtigen ist, dass man ab einem Umsatz von ca. 17.000 Euro im Jahr umsatzsteuerpflichtig ist.
- Mein Vater hat mich dann später daran erinnert, ein Unternehmergehalt mit einzurechnen. Das heißt, einen Aufschlag für die Leitung des Unternehmens. Man trägt das unternehmerische Risiko. Wenn man außerdem Mitarbeiter beschäftigt, bekommen diese den Stundenlohn. Um dann wirtschaftlich zu arbeiten, muss trotzdem Gewinn übrig bleiben.
- Als letztes überlege ich dann, ob der Preis realistisch ist und vergleiche die Preise mit vergleichbaren Produkten der Konkurrenz. Wobei ich mich unter Umständen auch nicht davor scheue, die Teuerste zu sein, wenn das durch Qualität und Individualität gerechtfertigt ist.
- Und dann ist Ausprobieren angesagt!
Viele wünschen sich, von ihrer kreativen Arbeit leben zu können. Welchen Tipp kannst du geben, damit das funktioniert?
- Hartnäckig bleiben und Rückschläge überstehen.
- Positive Rückmeldungen ausdrucken und als Motivation aufhängen.
- Den Kunden genau zuhören und auf ihre Wünsche eingehen. Auch eventuell mal ein Produkt daraufhin verändern oder aufgrund von Kundenwünschen in den Shop aufnehmen.
- Immer freundlich und vor allem schnell auf Fragen und E-Mails der Kunden antworten.
- Eigene Ideen entwickeln und ausprobieren. Ich selbst habe eine Inspirationswand, an der ausgeschnittene Zeitungsartikel, Postkarten, usw. hängen.
- Penibel und sorgfältig arbeiten, damit die Produkte zu 100% gefallen und die Qualität stimmt. Billig und schnell können die Discounter besser.
- Mit Materialien hoher Qualität arbeiten.
- Immer wieder einen Teil des Gewinns investieren, um auf dem neuesten Stand der Technik und der Materialien zu sein.
Ein Blick in deine berufliche Zukunft. Was planst du, welche Ziele hast du?
Ich wünsche mir, dass sich mein Shop weiter entwickelt und ich in ein paar Jahren meinen Mitarbeitern die Herstellung der Produkte überlassen kann. Selbst würde ich dann gerne Chefdesignerin, Marketingleiterin sowie Shopmanagerin sein. Ich hätte dann mehr Zeit, meine Ideen umzusetzen und neue Produkte zu entwickeln. Think Big!
Liebe Christiane, ich danke dir für das tolle Interview und wünsche dir ganz viel Erfolg beim Erreichen deiner Ziele!
Beim nächsten Mal… ein Interview mit Christiane, die das Label *nane {Schönes aus Stoff} gegründet hat und uns verrät, wie sie ihren DaWanda-Shop führt und welche Marktplätze sie außerdem für sich entdeckt hat.
Weitere Artikel:
→ Genähtes auf DaWanda verkaufen – Lohnt sich das? – Teil #1
→ Welche Kosten verursacht mein DaWanda-Shop? – Teil #2
→ Der Weg des Handmade-Produkts und warum Zeitmanagement alles ist – Teil #3
→ Wie viel ist ein Handmade-Produkt wert? – Teil #4
→ Acht Dinge, die deinen DaWanda-Shop erfolgreich machen – Teil #5
→ Interview / Katherina von „stitchydoo“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #6
→ Interview / „Nane“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #8
→ Interview / Jana von „ambaZamba“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #9
→ Interview / Sarah von „Mädchenkram“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #10
→ Mein Fazit / Lohnt es sich, Genähtes auf DaWanda zu verkaufen? – Teil #11
Danke! Das sind ja ganz tolle einblicke und wertvolle Tipps! Klasse – ich freue mich schon auf den nächsten Teil deiner Serie!
LG. Susanne
Liebe Katharina, ich finde deine Artikelreihe grandios. So viele tolle Tipps. Das hättest du auch gut als e-book anbieten können.
Liebe Grüße, Kirsten
Vielen Dank, liebe Kirsten! 🙂
Ich überlege tatsächlich, ob ich meine Artikel-Serie für ein E-Book aufarbeiten soll. Natürlich so, dass es noch einen Mehrwert bietet.
Eigentlich bin ich am Anfang von 3-5 Blogposts ausgegangen, aber während des Schreibens und Veröffentlichens der ersten beiden Beiträge habe ich gemerkt, dass da viel mehr Potenzial drinsteckt und ich mehr zu erzählen habe, als in drei Posts passt.
Liebe Grüße
Katharina
Huhu,
So, auch diesen Post zur Reihe gelesen! Will ja nicht so weit nachhängen *lach*
Wieder sehr schön geschrieben und erklärt. Die Interviews sind sehr aufschlußreich, und zeigen die Menschen hinter den Produkten. Ich hoffe, viele Menschen lesen das, damit sie nicht nur die Arbeit hinter Handmade verstehen, sondern besser nachfühlen, das da richtige Existenzen dahinter stecken.
Herzliche Grüße
Janin