Donau-Radreise 1 – Zwei Piepmätze auf Zimmersuche

Urlaub sollte Kontrastprogramm zum Alltag sein, habe ich vor kurzem in einem Magazin gelesen. Leuchtet mir ein: Wer körperlich schwer schuftet, hat sich einen Verwöhnurlaub mit viel Ruhe und Entspannung verdient. Leute, die tagtäglich im Büro auf ihren Hintern sitzen und geistiger Arbeit nachgehen, brauchen im Urlaub eher Action und Abenteuer.

Wir gehören zur zweiten Gruppe. Als Sitzarbeiter haben wir im Urlaub das große Bedürfnis, viel draußen an der frischen Luft zu sein. Wir wollen uns bewegen und gehen deshalb gerne Radfahren, Wandern oder Geocachen. Auszeit vom Alltag bedeutet für uns auch: Weg von Terminen, weg von To-do-Listen und ständiger Erreichbarkeit! Keine verplanten Tage, bitte!

Deshalb machten wir uns auch keinen großen Kopf darüber, wo wir auf unserer Donau-Radreise übernachten werden. Außer der ersten Unterkunft hatten wir nichts gebucht. Wir verließen uns darauf, dass wir jeden Tag spontan ein Zimmer finden würden. Dabei helfen sollte das Bett&Bike-Verzeichnis, das im selbst genähten Piepmatz-Organizer mit Klettverschluss verstaut wurde.

So ein Organizer ist wirklich Gold wert! Man hat einfach immer alles ordentlich beisammen: Notizheft, Radwegkarte, Reiseführer, Tourismus-Prospekte, Ansichtskarten, Eintrittsbelege und was sich sonst so im Urlaub ansammelt und zur Erinnerung aufbewahrt werden möchte. Ich brauchte unbedingt solch einen Organizer für unsere Radtour. Das war klar!

Weil aber vor dem Urlaub nur wenig Zeit zum Nähen war, entschied ich mich gegen feine Stöffchen, Webband und Applikationen und für den robusten, schwedischen Piepmatz-Stoff, der ohne Verstärkung auskommt und fix vernäht war. Trotzdem wurde der Organizer erst am späten Abend vor der Abreise fertig.

Nach 60 Kilometern auf dem Fahrrad war uns die Ausstattung der Hotelzimmer relativ schnuppe. Hauptsache sauber, ordentlich, mit Dusche und einem Bett, um die müden Radlerbeine auszustrecken. Hach, es ist einfach großartig, nach körperlicher Anstrengung und dem Verputzen einer wagenradgroßen Pizza todmüde ins Bett zu fallen. Da weiß man, was man geschafft hat.

Am Anfang unserer Reise ließen wir es darauf ankommen und suchten uns immer erst vor Ort ein Zimmer. Nach der Erfahrung jedoch, dass auch Hotels Ruhetage haben und Großveranstaltungen wie die Gartenschau in Sigmaringen das Zimmerangebot erheblich einschränken können, gingen wir dazu über, am späten Nachmittag, wenn klar war, wie weit wir kommen würden, von unterwegs anzurufen und eine Unterkunft klarzumachen.

Der Vorteil dieser Herangehensweise ist eine sichere Bleibe und weniger Lauferei vor Ort. Der Nachteil kann sein, dass das kleine Foto im Bett&Bike-Verzeichnis aus einem extrem guten Winkel aufgenommen wurde und man sich versehentlich in eine üble Spelunke eingemietet hat. Das ist uns allerdings nie passiert. In Tuttlingen durften wir sogar einmal bei den Garnis übernachten.

Noch konnten wir auf feste Unterkünfte und weiche Betten zählen und mussten keine Nacht auf der Parkbank verbringen, aber ob das auch so bleiben wird? Wie wird das in Rumänien oder Bulgarien aussehen? Schließlich ist unsere Donau-Radtour längst nicht beendet, sondern nur unterbrochen, und das große Ziel, das Schwarze Meer, steht mehr denn je vor unserem träumenden Auge. Vielleicht werden wir dann Zelt, Isomatten, Schlafsäcke und Campingkocher mitnehmen müssen. Oh je, wie sollen wir das alles auf die Räder packen?…

Bevor ich mich daran mache, den nächsten kleinen Bericht von unserem Donau-Abenteuer zu verfassen, fliegt mein Piepmatz-Organizer geschwind zum Creadienstag rüber und gesellt sich dort zu den Werken anderer kreativer Vögel.

29 Kommentare

  1. Liebe Katharina

    Dein Piepmatz Organizer ist klasse geworden, ich glaube, so einen brauche ich auch: endlich ist alles schön beisammen, was man im Urlaub so braucht.

    Ich könnte mir sogar vorstellen, eine kleine Checkliste für den nächsten Urlaub reinzulegen, damit man dann nichts Wichtiges vergisst: so wie wir im Sommer unsere heißgeliebten England Wanderbücher vergessen haben. Wir kennen "unsere" Wanderungen zwar aus dem Kopf: nur die Position der Schafe und Kühe, sowie das Wetter variieren von Urlaub zu Urlaub *grins*. Die Wanderbücher hätten definitiv ein sicheres Plätzchen in dem Organizer verdient!

    Ich bin schon gespannt, wie Eure Reise weitergeht. Auf den Bilder sieht's ja noch schön ruhig und beschaulich aus. Aber Du hast den Spannungsbogen schon sehr gut aufgebaut :O)

    Vielen Dank für Deinen Bericht und ganz liebe Grüße
    Katja

    • greenfietsen

      Danke, liebe Katja,

      da würde ich aber nur den Wanderführer mit dem guten Wetter mitnehmen. 🙂 Gibt's den zufällig auch für Irland? Für eine Gutwettergarantie würde ich sogar etwas tiefer in die Tasche greifen. 🙂

      Ganz liebe Grüße,
      Katharina

  2. Das gibt's doch gar nicht?

    Ich glaube nicht an Zufälle. Punkt!
    Wie aber bitteschön, soll man das erklären.

    Ich habe gerade einen ersten Blick auf deinen heutigen Reisebericht geworfen und wollte meinen Augen nicht trauen… "Äugleinreib"

    Nicht, weil dein Organizer so klasse geworden ist oder weil deine Beschreibung mal wieder so anschaulich ist, als wäre ich Beifahrerin auf deinem Gepäckträger gewesen (allerdings hättest du dann keine 60 km am Tag geschafft *hüstel*), nein, wegen deiner Stoffwahl!!!

    Wenn das kein Zufall ist, was dann?? *g*

    Die Fotos sind wieder mal wunderschön, die du mitgebracht hast und natürlich hast du ein Hotel Garni gefunden (große Familie, das! *kicher*).

    Wunderschönen Dienstag
    wünscht dir
    deine (immer noch die Augen reibende) Sabine

    Sachen gibt's ….

    • greenfietsen

      Tja, Sachen gibt's… *lach* Andere Leute sprechen so was ab, und es klappt nicht. Ich bin schon mächtig auf deinen RUMS morgen gespannt. Wenn's da wieder solche Parallelen gibt, geb' ich einen aus. :-))

      *angebermodusON* Klar, auch mit dir auf dem Gepäckträger hätte ich locker 60 Kilometer geschafft. Ich bin doch fit wie ein Turnschuh! *angebermodusOFF"

      Echt große Familie, das. *lach* Wir müssen aufpassen, dass die Garnis mal nicht die Weltherrschaft übernehmen. So viele wie ich von denen schon gesehen hab. 🙂

      Wunderschönen Mittwoch wünscht dir
      deine Katharina

  3. Hey Katharina,
    da hast dein Ratgeber was wahres gesagt. So ein Bewegungsurlaub für chronische Sitzer tut bestimmt richtig gut. Und bei dem Wetter? Wow, ich bewundere euren Mut, ich hätte Schiss vor Muskelkater und dem Schweinhund der nicht mehr weiter radeln will.

    Der Organizer ist natürlich Sahne!

    LG Leene

    • greenfietsen

      Hallo Leene!

      Das Wetter war eigentlich okay. Am Anfang und am Ende hat's zwar geregnet, aber mittendrin hatten wir wunderschöne, warme Sommertage.

      Da wir auch zuhause regelmäßig Fahrrad fahren, hatten wir eigentlich insgesamt wenig Muskelkater. An den ersten Tagen sind wir auch nur ca. 40 Kilometer täglich gefahren, erst zum Schluss wurden es dann auch mal 96 Kilometer am Tag. Da haben die Beine dann schon etwas gebrannt, das gebe ich zu. 🙂

      Der Schweinehund ist uns nie begegnet. Im Gegenteil: Es hat sich bei uns eher ein gewisser Ehrgeiz entwickelt, vorwärts zu kommen, viel zu sehen, ein Tagesziel zu erreichen. Wir haben das Radfahren so sehr genossen, dass wir uns auf jeden neuen Tag freuten.

      Liebe Grüße
      Katharina

  4. Dein Organizer ist perfekt – und das soll ja so sein, für einen perfekten Urlaub! Eure Reise klingt auch toll, jeder Tag ein neues Abenteuer!
    LG,
    Alice

  5. Was für ein cooler Urlaub, da würde ich mich sofort dranhängen! Obwohl wir sicher doppelt, was sag ich? Dreifach so lange brauchen würden! 😀

    Ich bin schon sehr auf die weitere Reise und deinen Bericht darüber gespannt! Und der Organizer passt natürlich perfekt – frei wie die Vögel fliegt ihr auf euren Drahteseln dahin! *lach*

    Glg
    Claudia

    • greenfietsen

      Liebe Claudia!

      Da ist ja ein schöner Vergleich: frei wie die Vögel haben wir uns auch gefühlt… So einen Fahrradurlaub kann ich wirklich sehr empfehlen. Uns sind viele Familien begegnet, die den Donauradweg mit ihren Kindern gefahren sind. Klar, haben die keine 60 Kilometer am Tag geschafft, aber das muss ja auch gar nicht sein. Der Weg ist das Ziel. Die Familien, die wir kennenlernten, radelten mit Kindern im Alter von ca. 7-12 Jahren Tagesetappen von 35-50 Kilometern. Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder diese Art von Urlaub absolut toll fanden. Es kommt halt auch drauf an, wie fit die Familie ist. Es gibt Kinder, die fahren nur sehr wenig und unsicher Fahrrad, andere machen den ganzen Tag lang mit ihrem Rad die Gegend unsicher.

      Liebe Grüße, Katharina

  6. Dein Organizer ist echt schön geworden, und die Idee muss ich mir unbedingt merken. Bei unserem diesjährigen Ostfrieslandurlaub ist alles irgendwo rumgeflogen und wenn man es brauchte war es nicht da. Wäre also wirklich notwendig, so eine wunderschöne Sammelstelle.
    Liebes Grüßchen
    Katrin

    • greenfietsen

      Danke, liebe Katrin! 🙂 Der Nachteil eines Organizers, das will ich auch nicht verschweigen, ist, dass man Platz für jede Menge Prospekte und Flyer hat, die man zuhause dann doch irgendwann wegwirft. 🙂 Jetzt beim Radurlaub ist mir das nicht so passiert, weil ich auf's Gewicht achten musste, aber bei anderen Urlauben neige ich schon auch ein bisschen zum Sammeln… besonders kostenlose Maps haben's mir angetan. 🙂 Liebe Grüße, Katharina

  7. oh wie schön. Da bekommt man direkt wieder Lust auf "Aktiv" Urlaub. Das mit dem Kontrastprogramm als Urlaub hat mich nachdenklich gestimmt. Werde ich in die nächste Planung mit aufnehmen.
    LG
    Karin

  8. nabend katharina,
    vielen lieben dank für deinen kommentar zur meiner Origami Market Bag 🙂

    solltest du mal das ruhrgebiet beradeln, dann hab dein organizer gut im auge, sonst schnappe ich ihn dir weg. der sieht so toll aus.

    glg, resa

    • greenfietsen

      Hallo Resa! Danke schön! 🙂 Auch wenn ich dann extrem auf meinen Organizer aufpassen müsste, ist denn das Ruhrgebiet einen Fahrradurlaub wert? – Ich schnappe immer gerne Tourentipps auf. Liebe Grüße, Katharina

  9. Gute Idee, der Organizer!
    Brauch ich für den nächsten Urlaub auch.
    Ich gehöre eher zur "bloß nicht zu sehr anstrengen"-fraktion 😉
    Mal n halben Tag surfen ausprobieren, Tempel in glühender Hitze besuchen, 3 Tage durch ne Stadt rennen oder bis frühen Nachmittag Snowboarden, aber dann bitte chillen und betüddelt werden… 😀
    Doch lesen tu ich gern und warte gespannt auf die Fortsetzung!
    LG
    Katja von Nähfrosch

    • greenfietsen

      Liebe Katja, dann ist das eben genau die richtige Art Urlaub für dich: ein bissi Action, aber nicht zu viel! – Zeit zum Entspannen nach dem Anstrengen hab' ich auch ganz gerne. 🙂 Liebe Grüße, Katharina

  10. Wirklich wunderschöne Urlaubsfotos. Da fehlt einem die Sonne gleich noch ein wenig mehr. Die Idee die Urlaubshelferlein so schön zusammen zu verstaunen gefällt mir sehr gut. Das muss ich auch mal machen.

    Liebe Grüße
    Rebecca

  11. Hach, das war sicher ein ganz toller Urlaub! Hast du vielleicht Lust, für mein world wide wheeling-Projekt eine kleine (oder große…) Zusammenfassung zu schreiben? Ich könnte den Beitrag dann auf deine Berichte hier verlinken.
    Oder hast du ne andere Idee? Ich würd mich jedenfalls über einen Gastbeitrag von dir in welcher Form auch immer superdoll freuen. Meld dich gern per Mail: diefahrradfrau@gmail.com
    Liebe Grüße
    Christiane

    • greenfietsen

      Liebe Christiane,

      ja, das war wirklich ein wunderbarer Urlaub. Wir waren gar nicht mal so viele Tage unterwegs, aber es hat sich lange und erlebnisreich angefühlt. Sobald ich alle meine Urlaubsposts hier auf dem Blog veröffentlicht habe, schreibe ich sehr gerne eine Zusammenfassung unserer Reise für bikelovin. Ich freue mich darauf, bei deinem Projekt mitzumachen. Ich schreibe dir am besten mal eine Mail.

      Liebe Grüße
      Katharina

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