Bevor wir loslegen, möchte ich mich erst einmal von ganzem Herzen bei euch bedanken – für eure ehrlichen und inspirierenden Blogkommentare, die ihr mir so zahlreich auf die letzten Artikel hinterlassen habt, für euer tolles Feedback auf Facebook und Instagram und dass ihr so treu hier vorbeischaut und mitlest, selbst wenn das Thema „DaWanda-Shop“ gar nicht eures ist.
Auch über kritische Meinungen freue ich mich immer, und das sage ich jetzt nicht, weil man das halt so sagt. Nein! Eure Meinungen regen mich dazu an, die Sache von einer anderen Perspektive aus zu betrachten, und davon profitiere ich sehr. Ich stecke selbst noch im Erkenntnisprozess und reflektiere in dieser Artikel-Serie meine persönlichen Erfahrungen – für euch, aber auch für mich. Die „eine Wahrheit“ kann ich euch deshalb nicht bieten – die gibt’s ja sowieso nicht -, bestenfalls eine gute Basis, auf der wir diskutieren und uns austauschen können.
„Acht Dinge, die deinen DaWanda-Shop erfolgreich machen“, habe ich diesen Blogpost genannt. Seien wir ehrlich: Finanziellen Erfolg habe ich mit meinem Shop noch nicht gehabt. 67 verkaufte Produkte in einem Jahr sind nicht gerade die Welt. Ein florierendes Geschäft sieht anders aus! Ich habe mein Erfolgsrezept ganz offensichtlich noch nicht gefunden, aber andere haben es! Deshalb dachte ich mir: Schau mal über den Tellerrand und sieh dir an, wie die Erfolgreichen das machen. Warum nicht von ihnen lernen!?

Ich habe gezielt auf DaWanda nach Shops gesucht, die in Handarbeit genähte Taschen und andere Accessoires anbieten, durchschnittlich 250 bis 1.000 Artikel pro Jahr verkaufen und vernünftige Preise verlangen. Shops, die über Masse gehen und sehr billig verkaufen, habe ich außer Acht gelassen, weil ich der Meinung bin, dass „Masse statt Klasse“ kein vorbildliches Geschäftsmodell ist. Zwölf interessante Shops habe ich mir genau angeschaut und überlegt, worin das Geheimnis ihres Erfolges bestehen könnte. Natürlich ist Erfolg ein Cocktail aus verschiedenen, teilweise auch unbekannten Zutaten, aber acht Dinge sind mir bei meiner Recherche doch aufgefallen…

1. Ein positiver Gesamteindruck überzeugt
Wenn man einen DaWanda-Shop per Mausklick besucht, ist das ein bisschen so, als würde man in der Stadt einen echten Laden betreten. Und du weißt ja, wie das ist: Man geht in ein Geschäft hinein und fühlt sich entweder gleich wohl und hat Lust, sich umzuschauen und etwas zu kaufen, oder man kehrt sofort auf dem Absatz um, weil man spürt: Hier passt was nicht. Der Laden ist zu dunkel, zu unaufgeräumt, noch dazu macht der Verkäufer ein grummeliges Gesicht. Nein, hier mag ich meine Zeit nicht verbringen.
Erfolgreiche DaWanda-Shops sind meistens hell, freundlich und sehr stimmig eingerichtet. Der Shopheader, das Ladenschild, passt immer zum Stil der Produkte. Sind die Produkte zum Beispiel eher puristisch und reduziert, spiegelt sich das auch im Design des Headers wieder. Wo bunte, verspielte Dinge zum Kauf angeboten werden, ist der Header fröhlich und versprüht gute Laune.
Der Shopinhaber, der durch ein Bild oder Foto repräsentiert wird, macht einen sympathischen Eindruck und begrüßt seine Kunden mit Worten wie „Herzlich Willkommen! Alles, was du hier siehst, habe ich für dich mit viel Liebe selbst angefertigt!“ Es ist dieser harmonische, freundliche Gesamteindruck, der mir bei vielen erfolgreichen Shops aufgefallen ist. Dabei muss das Design gar nicht perfekt und professionell gemacht sein, aber persönlich, authentisch und stimmig.
2. Gute, helle Fotos locken Kunden
Online-Kaufen hat den großen Nachteil, dass ich als Kunde eine Ware nicht anfassen, fühlen und genau in Augenschein nehmen kann. Ich muss mich auf Fotos verlassen. Erfolgreiche Verkäufer bieten ihren Kunden deshalb gute, helle Fotos aus mehreren Perspektiven an. Nahaufnahmen gehören genauso dazu wie Fotos, auf denen die Funktion bzw. Verwendung des Produkts gezeigt wird. Von Vorteil sind auch Produktfotos vor dem gleichen oder einem ähnlichen Hintergrund, denn dadurch wirkt der ganze Shop ordentlich, aufgeräumt und attraktiv. Der Kunde findet sich sofort zurecht und schenkt dem Shop seine Aufmerksamkeit – und was ist für uns kostbarer!?

3. Spezialisierung statt Gemischtwarenladen
Mir ist aufgefallen, dass Shops mit hohen Verkaufszahlen meist einen roten Faden, einen gleich bleibenden, charakteristischen Stil und eine begrenzte Sortimentbreite haben. Die Spezialisierung auf wenige Produkte oder Produktgruppen scheint ein Erfolgsrezept zu sein. Es gibt Shops, die sich zum Beispiel sehr erfolgreich auf Kosmetiktaschen, Handytaschen oder Hüllen für E-Reader spezialisiert haben. Die Taschen werden immer auf die gleiche Weise und in identischer Form genäht, nur die Materialien variieren. Aber nicht zu stark. Die Stoffe ähneln sich meistens in Farbe, Muster und Stilrichtung und tragen dazu bei, eine Marke mit Wiedererkennungswert zu etablieren. „Branding“ nennt man das in der Marketingsprache. Abgesehen davon hat es für dich selbst große, wirtschaftliche Vorteile, in Miniserien zu produzieren, wie ich dir am Beispiel meiner Stiftemäppchen zeigen konnte.
4. Eine große Auswahl bietet jedem etwas
Die Geschmäcker sind verschieden, und je größer die Auswahl, umso größer die Chance, dass ein Kunde fündig wird. Von den zwölf erfolgreichen Shops, die ich mir angeschaut habe, haben sieben mehr als 300 Artikel in ihrem Angebot! Nur drei bieten weniger als 100 Artikel an. Spitzenreiter sind drei Shops mit aktuell 520 bis 760 angebotenen Artikeln. Ein großes Angebot führt natürlich auch dazu, dass man schon von vornherein auf DaWanda besser gefunden wird, denn ein Shop mit 500 Produkten taucht verhältnismäßig häufiger in der Suche auf als einer mit zehn Artikeln.
5. Moderne, zeitlose Stoffe kommen gut an
Teure Designerstoffe oder günstige Baumwolldrucke – Was denkst du, wird von erfolgreichen Shopbetreibern bevorzugt vernäht?… Beides! Ich kenne mich mit Stoffen und Stoffpreisen gut aus und habe in den Shops sowohl Produkte aus teuren Designerstoffen und Bio-Stoffen gefunden als auch vergleichsweise günstige Stoffe von Buttinette oder Stoff und Stil. Hauptsache modern, hauptsache schön und liebevoll kombiniert! Gerne auch mal mit Jeans, Leinen oder Leder. Wie viel ein Stoff im Einkauf gekostet hat, wissen die meisten Kunden nicht, aber natürlich erkennen sie, ob Stoffe, Bänder und Reißverschlüsse mit Liebe und Bedacht stimmig kombiniert wurden. Das ist es, was zählt! Zeitlose Basics wie Punkte, Sterne, Vichykaro und florale Motive kommen dabei immer gut an. Etwas schockierend für mich persönlich: In der Hälfte der Shops habe ich Eulenstoffe gefunden! Wo ich ja eigentlich dachte, dass die Eulen längst in Rente gegangen sind.
6. Aus der Masse hervorstechen durch Individualisierung
Alle haben das Gleiche von der Stange, nur ich hab das Besondere, das handgemachte Unikat in limitierter Auflage! – Das ist die Idee von DaWanda. Auch wenn dieses Konzept mittlerweile konterkariert wird, weil auch industrielle Massenware ihren Weg auf den Marktplatz findet, geht es doch in der Hauptsache darum: Mit einem Handmade-Produkt seiner Individualität Ausdruck zu verleihen! … Viele erfolgreiche Shops haben das erkannt und bieten ihren Kunden deshalb Individualisierungsoptionen an: Die Handytasche, die an die Größe des eigenen Smartphones angepasst wird, das gestickte Wort „Mädchenkram“ auf der Kosmetiktasche oder der geplottete Name „Lukas“ auf der Lunchbag aus Wachstuch. All das ist sehr beliebt und wurde in letzter Zeit auch eifrig von den Marketingabteilungen großer Unternehmen aufgegriffen. Ich denke da zum Beispiel an Coca-Cola-Flaschen und Nutella-Gläser mit Vornamen.

7. Die Magie der Produktbeschreibung
„Elegantes Brillenetui, das aus einem hübschen japanischen Stoff gefertigt wurde und sich mittels eines Clipbügels öffnen und schließen lässt. Das hat nicht jeder.“ – Spricht dich dieser kleine Text nicht auch sofort an? Attraktive Beschreibungen in kurzen, aussagekräftigen Sätzen erzählen etwas über das Produkt. Sie geben ihm eine kleine Geschichte, betonen seine Vorzüge und lassen auch die Person dahinter aufblitzen. Erfolgreiche Shopverkäufer wissen um die Magie der Worte. Sie schreiben tolle, kleine Werbetexte für ihre Produkte und gewinnen dadurch viele Kunden.
8. Shop-Abonnenten & Fans
Zufriedene Kunden kommen wieder und werden mit etwas Glück zu Stammkunden.Wer nichts verpassen möchte, kann bei DaWanda Lieblings-Shops in seine Merkliste aufnehmen und sich per E-Mail informieren lassen, wenn neue Produkte eingestellt werden. Alle zwölf Shops, die ich mir angeschaut habe, haben eine große Anzahl solcher Shop-Abonnenten. Im dreistelligen Bereich sind alle; die Hälfte der Shops hat sogar weit mehr als 1.500 Shop-Abonnenten! Das bedeutet: Bemühe dich um jeden einzelnen Kunden, biete exzellenten Service und bau dir ein Netzwerk auf!

Das waren die acht Punkte, die ich bei meiner Recherche ausmachen konnte. Natürlich gibt es kein Erfolgsrezept, das sich so einfach kopieren ließe. Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig, und jeder muss seinen eigenen Weg finden. Die zwölf Shops, die ich für diesen Blogpost unter die Lupe genommen habe, waren alle mehr oder wenig zufällig ausgewählt und können uns lediglich als inspirierende Beispiele dienen: FrÄuLeIn EmmA, SonnenLachen, Tante Donatella, MINUK, was eigenes, blandine Taschen, kodanin, myownstyle, flitterflink, basic little things, miriga und Herzstich.
Beim nächsten Mal … möchte ich weiter über den eigenen Tellerrand schauen und ein paar andere DaWanda-Shopbetreiber zu Wort kommen lassen. Ich habe mit spannenden Leuten Interviews geführt und bin ganz begeistert davon, wie offen alle über ihren Shop gesprochen haben. Den Anfang macht die liebe Katherina von stitchydoo, die uns erzählt, wie zufrieden sie mit ihrem DaWanda-Shop ist und welche Tipps sie Neustartern mit auf den Weg geben kann.

Weitere Artikel:
→ Genähtes auf DaWanda verkaufen – Lohnt sich das? – Teil #1
→ Welche Kosten verursacht mein DaWanda-Shop? – Teil #2
→ Der Weg des Handmade-Produkts und warum Zeitmanagement alles ist – Teil #3
→ Wie viel ist ein Handmade-Produkt wert? – Teil #4
→ Interview / Katherina von „stitchydoo“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #6
→ Interview / Christiane Petscha über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #7
→ Interview / „Nane“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #8
→ Interview / Jana von „ambaZamba“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #9
→ Interview / Sarah von „Mädchenkram“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #10
→ Mein Fazit / Lohnt es sich, Genähtes auf DaWanda zu verkaufen? – Teil #11
* Illustration Wimpel: Freebie von Johanna Fritz