Werbung
Eine Tasche steht und fällt mit dem richtigen Vlies, im wahrsten Sinne des Wortes. Volumenvliese und Bügeleinlagen geben selbstgenähten Taschen Stand und eine weiche Polsterung. Doch welches Vlies soll man am besten nehmen, wenn man noch nicht viel Erfahrung im Taschennähen hat?
In diesem Blogbeitrag gebe ich dir eine Einführung und einen Überblick zu Taschenvliesen. Ich stelle dir neun Vliese vor, die ich gerne und häufig benutze – von H 630 über Thermolam bis Soft & Stable. Dazu zeige ich dir ein paar meiner genähten Taschen als Anschauungsbeispiele. Ich gebe viele Anfängertipps und streife auch das Thema „Nachhaltigkeit und plastikfreie Vliese“. Was du hier nicht finden wirst: Eine Anleitung, wie die Vliese aufgebügelt oder eingenäht werden. Das entnimm bitte den Herstellerangaben oder schau dir in einem Produktvideo an.
★ Wie immer gilt: Diesen Blogpost habe ich aus eigener Überzeugung geschrieben. Er spiegelt meine persönlichen Erfahrungen wider und ist absolut subjektiv. Der Beitrag ist als „Werbung“ gekennzeichnet, denn er enthält Affiliate-Links zu einem Partner-Shop. Mehr Infos findest du hier: Was sind Affiliate-Links?
Der persönliche Geschmack
Als ich mit dem Nähen anfing, haben die meisten Nähanleitungen keine konkreten Angaben zum Vlies enthalten. Da stand dann bei Material meistens nur „Vlieseinlage“. Super! Was sollte ich damit anfangen? Auch Aussagen wie „Kommt drauf an“ und „Mach so, wie’s dir gefällt“, fand ich wenig hilfreich. Schließlich wusste ich ja noch gar nicht, was mir gefällt.
Heute weiß ich, die Geschmäcker sind tatsächlich verschieden. Es gibt Leute, die „labberige Taschen“ partout nicht ausstehen können, bei denen Taschen grundsätzlich fest und steif sein müssen. Die arbeiten hauptsächlich mit Soft and Stable oder Style-Vil. Ich persönlich mag gerne mittelfeste Taschen, die stabil sind, sich aber trotzdem weich anfühlen und nachgeben. Taschen dürfen/sollen bei mir handmade und selbstgenäht aussehen. Wenn ich eine Tasche haben wollte, die wie gekauft aussieht, dann würde ich mir die nicht nähen, sondern… kaufen.
Leder, Kunstleder oder Wachstuch sind nicht so mein Ding, ich bevorzuge Patchworkstoffe und Baumwoll-Leinen, was bedeutet, dass ich grundsätzlich mehr Verstärkung brauche. Auch Größe und Verwendung der Tasche spielen natürlich eine Rolle. Aus all diesen Gründen gibt es kein Patentrezept, das für jeden passt. Was ich schön finde, musst du noch lange nicht schön finden. Es kommt halt doch drauf an.
Tipps & Hinweise für Nähanfänger:
- Ein Rezept, das für mich gut funktioniert: Volumenvlies auf die Außenstoffe + Bügeleinlage auf die Innenstoffe.
- Volumenvlies (z. B. H 630) macht Taschen weich, fluffig und voluminös.
- Für Standfestigkeit sorgen Gewebe- oder Schabrackeneinlagen (z. B. G 700 und S 320). Die bügle ich ab einer gewissen Taschengröße gerne auf die Innenstoffe.
- Kleine Taschen (z. B. Handytaschen oder Mäppchen) brauchen nur wenig Vlies. Da reicht es meistens aus, die Außenstoffe zu verstärken.
- Grundsätzlich kannst du Vliese auch aufeinanderbügeln. Wenn dein Stoff dünn ist, könntest du z. B. erst G 700 auf die Außenstoffe bügeln und dann obendrauf noch Volumenvlies. Das habe ich schon häufig bei großen Taschen gemacht. Das viele Vlies-Aufbügeln ist allerdings auch aufwendig und zeitraubend. Da ist es oft besser, einen dickeren Taschenstoff zu nehmen.
- Je dicker und fester dein Ausgangsstoff ist, desto weniger Vlies brauchst du. Manchmal kannst du ganz darauf verzichten, z. B. wenn du Duck Canvas oder Dry Oilskin verwendest.
- Achtung, viel hilft nicht immer viel! Übertreibst du es mit dem Vlies, kannst du Probleme beim Nähen und Wenden der Tasche bekommen. So ist es mir mal bei dieser Tasche gegangen: Die Kurventasche – Neueinsteigerin in die Top 3 der Lieblingstaschen Oh je, was hab ich geflucht! Da hab ich’s echt übertrieben mit dem Vlies. Ich muss im Nachhinein noch drüber lachen.
Ein paar meiner Lieblingstaschen:
Von oben nach unten, von links nach rechts: 1) Buchtasche, 2) Senna Tote, 3) Handytaschen, 4) Crimson & Clover Kosmetikkoffer, 5) Büchlein für Alphabitties, 6) Stiftetasche, 7) Alltagstasche, 8) Road Trip Case und 9) AllesDrin-Tasche
Diese Vliese benutze ich beim Taschennähen:
1 | Gewebeeinlage G 700
Die Gewebeeinlage G 700 von Freudenberg ist mein Lieblingsvlies. Es besteht aus Baumwolle und wird aufgebügelt. Ich benutze es, um Patchworkstoffe fester und stabiler zu machen. Ein mit G 700 verstärkter Stoff fühlt sich wie Canvas an. Was ich an G 700 toll finde: Es knittert nicht, was ein großer Vorteil beim Wenden ist. Perfekt für kleine Projekte wie das Täschchen Kiss und schmale Stifte-Etuis! Auch Futterstoffe, Innenfächer oder Aufsatztaschen stabilisiere ich gerne mit G 700.
2 | Schabrackeneinlage S 320
Wenn es fester als G 700 sein soll, dann kommt bei mir S 320 ins Spiel. Die Schabrackeneinlage bügle ich sehr gerne auf die Innenstoffe großer Taschen und Mappen. Ein mit S 320 verstärkter Stoff fühlt sich ein bisschen wie dünner Karton an. Es macht den Stoff steif und sorgt für Stabilität und Stand. Hier ein paar Beispiele, bei denen ich S 320 benutzt habe: Senna Tote – Eine Sommertasche zu Verlieben // Büchlein für Alphabitties // Spielkarten-Etui
3 | Volumenvlies H 630
Der Klassiker unter den Taschenvliesen ist H 630. Das aufbügelbare Polyestervlies von Freudenberg ist ein Allrounder; du kannst es für viele Nähprojekte benutzen. Es verhilft kleinen Taschen zu Stand und – das ist das Tolle an H 630! – polstert sie weich und fluffig. Mit H 630 verstärkte Kosmetiktaschen, Mäppchen und Stoffkörbchen sind stabil und haben einen angenehmen, weichen Griff. Auch hier ein paar Beispiele: Sew-Together Bag // Fünf-Fach-Organizer mit Hexies // Handytasche
4 | Volumenvlies H 640
Bei großen Taschen oder Stoffkörben kann Volumenvlies H 640 eine gute Wahl sein. Von der Art her ist es wie H 630, nur dicker und voluminöser. Es besteht ebenfalls aus Polyester und wird auf den Stoff gebügelt. Es macht große Taschen schön weich, gibt ihnen aber nicht viel Standfestigkeit. Da muss man dann noch zusätzlich mit stabilisierenden Einlagen arbeiten. Eine Tasche, die ich mit H 640 verstärkt und sehr geliebt habe: AllesDrin, meine Ostsee-Urlaubstasche. Andere Beispiele: Einkaufstasche für ein Geburtstagskind // Kuriertasche von Farbenmix
5 | Thermolam
Thermolam ist ein weiches, kompaktes Volumenvlies aus Polyester und besitzt keine Klebeschicht. Es kann also nicht aufgebügelt werden, sondern muss vernäht werden. Thermolam eignet sich prima für Untersetzer, Tischsets und Mini Quilts, doppellagig auch für Topflappen und Kühltaschen, denn laut dem Hersteller Freudenberg weist es gute Wärme- und Kälteisoliereigenschaften auf. Ich habe Thermolam auch schon für kleine Patchworktaschen, die weich und flexibel sein dürfen, benutzt. Meine Alltagstasche, seit drei Jahren im Gebrauch, habe ich z. B. mit Thermolam verstärkt, genau wie diese Stiftetasche.
6 | Baumwoll-Molton
Auf der Suche nach einer umweltfreundlicheren Alternative zu Thermolam bin ich auf Molton gestoßen. Molton ist ein flauschig angerautes Baumwollgewebe, das sehr saugfähig ist und deshalb gerne für Wickelauflagen, Stoffwindeln oder Tischunterlagen verwendet wird. Ich habe festgestellt, dass man Molton prima für die Quilt-as-you-go-Methode verwenden kann. Das ist eine Patchworktechnik, bei der einzelne Stoffstücke nacheinander direkt auf ein Vlies genäht und festgesteppt werden. Das macht total viel Spaß und ist genau das Richtige für alle, die Patchwork zwar schön finden, aber denen das genaue Nähen nicht so liegt. Wenn du Lust hast, es mal auszuprobieren, schau doch mal in mein Tutorial | So geht Quilt-as-you-go. Molton ist für mich die Entdeckung; das werde ich jetzt bevorzugt verwenden.
7 | Soft and Stable
Als vor ein paar Jahren Soft & Stable by Annie auf dem Markt kam, war das für viele Taschennäher:innen eine Offenbarung. Mit diesem dünnen Schaumstoff lassen sich formstabile Taschen nähen, die auch ganz ohne Füllung dastehen wie eine Eins, sich aber trotzdem weich und flexibel anfühlen. Aufbügeln kann man Soft and Stable nicht. Der Stoff wird auf das Soft and Stable gelegt, ein wenig gespannt und dann in der Nahtzugabe festgenäht. Besonders kompakt und standfest wird’s, wenn man dann noch quiltet, wie ich es z. B. bei meinem Filigree-Täschchen gemacht habe. Andere Beispiele: Crimson & Clover Kosmetikkoffer // Annex Double-Zip Box Pouch // Road Trip Case von Noodlehead
8 | Style-Vil
Style-Vil vom deutschen Hersteller Freudenberg ist ein ähnliches Produkt wie das amerikanische Soft and Stable. Der kaschierte Schaumstoff, der ebenfalls eingenäht werden muss, ist ca. 1 mm dicker als Soft and Stable und kann noch mehr Stabilität bringen. Für mein Webbandhotel, eine Mappe zum Aufbewahren von Bändern, ist es die optimale Einlage. Inzwischen gibt es sogar eine aufbügelbare Variante namens Style-Vil Fix. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert.
9 | Decovil Light
Ich habe es bisher nur einmal benutzt, möchte es aber trotzdem ergänzend erwähnen: Decovil Light von Freudenberg. Diese Einlage mit lederähnlichem Griff lässt sich aufbügeln und ist z. B. für Taschenböden gut zu gebrauchen. Ich habe Decovil Light bei einem Portemonnaie verwendet, das du hier sehen kannst: Die MoneyBag von Keko-Kreativ. (Was du auch mal im Hinterkopf behalten kannst, wenn du eine richtig starre, feste Einlage suchst: Schabrackeneinlage S 520.)
Mustermappen mit Griffproben
9 verschiedene Vlieseinlagen habe ich dir vorgestellt, aber natürlich gibt’s noch viel, viel mehr! Wenn du dir einen Überblick über das ganze Angebot verschaffen möchtest, besorge dir am besten Mustermappen mit Griffproben. Die sind wirklich Gold wert, denn sie enthalten auch Informationen darüber, wie die einzelnen Vliese aufgebracht/aufgebügelt werden und auf wie viel Grad du sie waschen kannst.
Ich habe vor vielen Jahren auf einer Messe am Stand von Freudenberg ein Vlieseline-Musterbuch mit Fühlproben geschenkt bekommen. Du kannst es aber auch kaufen, z. B. bei Stoffekontor. Wenn du dich für die amerikanische Marke Pellon interessierst, könnte deren Musterbuch etwas für dich sein. Es enthält Beschreibungen und Griffproben des gesamten Vlies-Sortiments und ist zu einem sehr guten Preis bei der Quiltzauberei erhältlich.
Vlies-Mustermappen mit Fühlproben von Pellon und Freudenberg (Vlieseline)
Umweltfreundliche, plastikfreie Vliese
Die meisten Vliese bestehen aus Polyester, Polyamid und Polyurethan, also aus Kunststoff. Ich persönliche hadere damit und suche nach umweltfreundlichen, biologisch abbaubaren, plastikfreien Produkten. Aber die gibt’s bis jetzt kaum auf dem Markt. Also muss man selbst kreative Lösungen finden.
Was sehr gut geht: Volumenvliese ersetzen. Statt H 630 oder Thermolam kann man ohne weiteres Molton, Flanell oder Bio-Baumwollvlies in Taschen einnähen und sie damit weich polstern. Der wahre Knackpunkt ist die Standfestigkeit. Wenn ich eine stabile Tasche oder feste Mappe nähen möchte, komme ich kaum um Bügeleinlagen und Schaumstoffe herum. Mir persönlich fällt es schwer, darauf zu verzichten.
Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es gibt Ideen und Möglichkeiten! Ein Ansatz ist, feste, schwere Stoffe als Ausgangsmaterial zu nehmen. Duck Canvas und Dry Oilskin (gewachste Baumwolle) sind so fest, dass sie gar keine Verstärkung mehr brauchen. Sie sorgen von allein für standfeste Taschen und eignen sich auch als stabilisierende Futterstoffe. Diesen Tipp habe ich in Verenas Blogartikel Plastikfreie Hüllen für Glasflaschen gelesen. Sehr inspirierend finde ich auch den im Jahr 2018 erschienenen Blogbeitrag von Kreativlabor Berlin: Biologisch abbaubare Taschen und Rucksäcke nähen (ohne Kunststoffe oder Metalle)
Wie du siehst, das Thema Nachhaltigkeit treibt mich um. Eigentlich möchte ich von Polyestervliesen und Schaumstoffen wegkommen und Lösungen finden, die weniger belastend für Umwelt und Klima sind, die aber trotzdem gut funktionieren und mit denen ich meine kreativen Ideen und Wünsche umsetzen kann. Toll wäre natürlich, wenn sich Hersteller und Produktentwickler:innen mehr einfallen lassen würden, z. B. Vlies-Einlagen aus pflanzlichen Fasern, die biologisch abbaubar sind.
Sag mir deine Meinung.
Nun würde mich interessieren: Wie hältst du’s mit Taschenvliesen? Welche sind deine Lieblingsprodukte und bevorzugten Kombis? – Wenn du Fragen hast oder dich austauschen möchtest, hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Noch mehr Links & Tipps:
Wenn du auf dem Laufenden bleiben möchtest, abonniere meinen Newsletter.
Folge mir gerne auch auf Instagram und Facebook.
———
* Info: Die mit einem * markierten Links sind Affiliate-Links (Werbelinks). Sie führen dich zu Partner-Shops, die ich dir gerne empfehlen möchte. Wenn dir meine Empfehlung gefällt und du über diesen Link etwas einkaufst, bekomme ich eine kleine Vergütung, ohne dass du dafür mehr zahlen musst. Danke für deine Unterstützung.