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In meinem letzten Newsletter habe ich es bereits verraten: Ich habe eine Buchtasche mit Quilt-as-you-go genäht. Heute möchte ich dir Lust machen, diese Technik auch mal auszuprobieren. Es ist gar nicht schwer und macht total viel Spaß. Ich zeige dir Schritt für Schritt, wie Quilt-as-you-go funktioniert und worauf du dabei achten musst. Als Beispiel dient meine Buchtasche, zu der es in meinem Etsy-Shop eine ausführliche Nähanleitung gibt. ➞ Du kannst dieses Tutorial als Ergänzung zu meiner Buchtaschen-Nähanleitung betrachten.
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Kurz erklärt: Quilt-as-you-go
Hast du schon mal eine gequiltete Patchworkdecke gesehen? – Sie besteht klassischerweise aus drei Lagen: Vorderseite (Patchwork), Wattierung (Vlies) und Rückseite. Diese drei Lagen werden mit der Nähmaschine „gequiltet“, d. h. durch dekorative, stabilisierende Nähte miteinander verbunden. Anschließend werden die offenen Kanten mit einer schmalen Umrandung (Binding) eingefasst.
Bei Quilt-as-you-go funktioniert es etwas anders. Da sind die Vorderseite und das Vlies keine separaten Lagen, die erst am Schluss zusammengefügt werden. Quilt-as-you-go bedeutet so viel wie „nebenbei quilten“. Gequiltet wird nebenbei und nicht erst am Schluss. Das Vlies dient dabei als Unterlage. Die Einzelteile der Vorderseite werden direkt auf das Vlies genäht und nach jedem Schritt festgesteppt. Es entsteht eine zweilagige, wattierte Vorderseite.
Bei Quilt-as-you-go werden Stoffstücke auf ein Vlies genäht.
Was ist das Schöne an Quilt-as-you-go?
Ich mag diese Näh- und Quilttechnik besonders für kleinere Projekte wie Reißverschluss-Täschchen, Mug Rugs, Stoffkörbchen oder Buchhüllen. Das macht für mich den Charme von Quilt-as-you-go aus:
- Man kann so herrlich improvisieren. Es kommt nicht auf Genauigkeit an.
- Du kannst kleine Stoffreste und übrig gebliebenes Vlies aufbrauchen.
- Wenn du wie ich Motivstoffe liebst, kannst du sie hier toll in Szene setzen.
- Du kannst reines Baumwollvlies benutzen und auf Polyester (z. B. H 630) verzichten.
- Die Technik ist so einfach, das können auch Nähanfänger:innen.
Welches Vlies ich bei der Buchtasche verwendet habe:
Die Wahl des Vlieses hängt von deinem Projekt ab. Du brauchst für Quilt-as-you-go auf jeden Fall ein Vlies, das nicht zum Aufbügeln ist. Volumenvlies H 630 scheidet also schon mal aus. Weil ich meine Buchtasche aus reiner Baumwolle nähen wollte, habe ich ganz einfachen, weißen Baumwoll-Molton* (Affiliate-Link) verwendet. Er ist wunderbar dünn und schön weich (Gewicht: 190 g/m²).
Molton funktioniert super und ist wirklich eine gute Alternative, wenn man auf Polyester verzichten und möglichst plastikfrei nähen möchte. Die Buchtasche ist zwar im leeren Zustand nicht ganz so steif wie das Pendant mit H 630, aber das macht mir persönlich nichts aus. Im Gegenteil. Ich mag den typischen Look und die weiche Haptik von Quilt-as-you-go-Taschen.
Was du beachten solltest, wenn du die Buchtasche mit Molton nähst:
Meine Buchtaschen-Nähanleitung ist eigentlich für Patchworkstoffe + dünnes Volumenvlies ausgelegt. Wie verhält es sich, wenn man Molton statt H 630 nimmt? Ändert sich dadurch etwas an der Berechnung des Zuschnitts oder an der Nahtzugabe? – Ja. Du solltest mit ein bisschen weniger Nahtzugabe nähen, denn Molton nimmt etwas mehr Platz in Anspruch als H 630. Indem du die Nahtzugabe ein bisschen verringerst, kannst du das ausgleichen. Du solltest mit 0,9 cm (statt 1 cm) Nahtzugabe nähen und die Nahtzugabe vor dem Wenden schön knapp zurückschneiden.
Das hört sich jetzt lächerlich wenig an, aber es macht tatsächlich einen Unterschied, denn der 1 Millimeter kommt an verschiedenen Stellen zum Tragen, und das summiert sich dann. Auf den Punkt gebracht: Folge dem Rechenweg auf Seite 15-16 meiner Anleitung und nähe die Buchtasche wie beschrieben, aber mit 0,9 cm Nahtzugabe anstatt 1 cm.
Achtung: Molton gibt’s in verschiedenen Qualitäten. Ich beziehe mich hier auf dünnen Baumwoll-Molton (190 g/m²). Einen schwereren Molton würde ich dir als Verstärkung der Buchtasche nicht empfehlen. Auch noch wichtig: Molton immer vorwaschen! Er geht nämlich beim Waschen ein paar Prozent ein.
Das ist der Baumwoll-Molton, den ich verwendet habe. Er ist ungefähr 1 mm dick, also sehr dünn.
So funktioniert’s – Eine kleine Nähanleitung:
Vorbereitungen:
(1) Buch ausmessen und Stoffzuschnitt berechnen. Dabei hilft dir die Rechenformel in meinem E-Book.
(2) Molton 2 cm länger und breiter als das berechnete Außenteil zuschneiden.
Beispiel: Für mein Buch „Im Freibad“ habe ich einen Zuschnitt von 19,5 cm x 25,5 cm ausgerechnet. Den Molton schneide ich 22 cm x 28 cm zu. Wenn ich mit dem Gestalten der Vorderseite fertig bin, trimme ich auf die exakte Größe (19,5 cm x 25,5 cm).
Zuschnitt berechnen und Molton zuschneiden.
(3) Markiere mit einem Bleistift den Bereich, den du mit Quilt-as-you-go gestalten möchtest. Ich möchte die unteren 3/4 mit aquagrünen Stoffstücken gestalten und oben 1/4 Leinenstreifen ansetzen. Wie du die Aufteilung machst, bleibt dir überlassen. Du könntest auch einen Streifen in der Mitte mit Quilt-as-you-go nähen, anschließend oben und unten Leinenstreifen ansetzen. Weiter unten siehst du ein Beispiel dafür.
Aufteilung festlegen und erstes Stoffstück annähen.
Erstes Stoffstück annähen:
(4) Du kannst dir vorher überlegen, welche Stoffstücke du wo anähen willst, oder einfach draufloslegen und schauen, wohin die Reise geht. Ich improvisiere gerne und habe einfach mal mittig mit einem Quadrat angefangen: eine kleine Szene aus einem Sarah-Jane-Stoff mit einem Jungen, der einem Pferd eine Möhre anbietet. Ich habe das Quadrat auf den Molton gelegt und mit parallelen Linien im Abstand von 1 cm festgenäht. Du kannst die Linien auch frei Schnauze in unregelmäßigen Abständen setzen. Dann bekommt deine Arbeit noch mehr Improv-Style.
Was du beim Festnähen der Stoffstücke generell beachten solltest:
- Fang mit dem Nähen schon auf dem Molton an.
- Schneide die überstehenden Fäden knapp ab. Das ist auf der Vorderseite sehr wichtig.
- Du musst am Anfang und Ende nicht vor- und zurücknähen. Das Verriegeln der Naht entfällt.
- Wähle eventuell einen etwas längeren Stich. Ich nehme eine Stichlänge von 3.0 (Standard ist bei mir 2.5).
Zweites Stoffstück annähen:
Zweites Stoffstück annähen und feststeppen.
(5) Jetzt kommt das zweite Stoffstück dran (grün mit weißen Blümchen), das die gleiche Seitenlänge wie das Quadrat haben muss. Es wird rechts auf rechts an die Stoffkante des Quadrats gelegt und angenäht. Die Nahtzugabe kannst du frei wählen. Ich finde, 1 cm Nahtzugabe braucht man hier nicht. Deshalb nehme ich gerne 1/4 Inch (0,7 cm).
(6) Anschließend wird das zweite Teil umgeklappt, gebügelt und parallel zur Nahtzugabe festgesteppt. Ich habe hier auch wieder parallele Linien gesetzt. Denk dran, nach jedem Schritt die überstehenden Fäden zu kürzen. Wenn du ein Polyestervlies benutzt, musst du aufpassen, dass du mit dem Bügeleisen nicht direkt ans Vlies kommst! Dem Baumwoll-Molton macht die Bügelhitze nichts aus.
Drittes Stoffstück annähen:
Drittes Stoffstück annähen und feststeppen.
(7) Jetzt kommt das dritte Stück dran: ein Textstoff. Ich möchte ihn gerne unten als Streifen ansetzen. Also muss er die gleiche Breite wie die ersten beiden Teile zusammen haben. Gleiches Prinzip wie eben: Rechts auf rechts an die Stoffkante legen und annähen.
(8) Dann umklappen, bügeln und parallel zur Nahtzugabe feststeppen. Total einfach, oder? – Das geht jetzt immer so weiter, bis der Molton komplett bedeckt ist. Wichtig ist, dass ein Stoffstück immer die gleiche Länge haben muss wie die Kante, an die es angesetzt werden soll.
Zwei Layout-Vorschläge, falls du nicht improvisieren möchtest:
Anhand der folgenden zwei Beispiele siehst du noch mal schön die Reihenfolge bei Quilt-as-you-go. Es beginnt mit 1, dann wird 2 angenäht, dann 3, dann 4, usw. Das Prinzip ist immer gleich: Rechts auf rechts annähen, umklappen und feststeppen.
Links siehst du einen klassischen Log-Cabin-Block. Hier wird nicht improvisiert, sondern nach einem festen Schema genäht. Alle Stoffstreifen sind gleich breit. Man beginnt im Zentrum mit Quadrat 1, an das Quadrat 2 angesetzt wird, darunter das Rechteck 3. Anschließend werden im Uhrzeigersinn passende Streifen angesetzt. So entsteht aus einem kleinen Anfangsquadrat ein großes Quadrat. Solch einen Log-Cabin-Block könntest du auch für eine Buchtasche verwenden. Wenn du keinen quadratischen Block haben möchtest, sondern einen rechteckigen, lässt du einfach den Streifen 9 weg.
Rechts ein einfaches, aber wirkungsvolles Streifen-Layout. Wenn du bunte Stoffe verwendest, kannst du einen herrlichen Regenbogen kreieren. Auf diese Weise habe ich meine Stoffkörbchen Quilt-as-you-go genäht. Bei den Körbchen habe ich aber keinen Molton genommen, sondern Thermolam. Das ist ein Vlies aus Polyester, das dicker und fester als Baumwoll-Molton ist und für mehr Stabilität sorgt. Sind die Streifen schmal, kannst du hier auf das Feststeppen verzichten.
Buchtaschen-Außenteile fertigstellen:
(9) Ich habe improvisiert, und das ist dabei herausgekommen. Manchmal habe ich kleine Stoffreste erst zu einem größeren Stück zusammengenäht, bevor ich sie an eine Kante angesetzt habe. So kann man auch klitzekleine Stöffchen verwerten. Zum Schluss ist dann oben der Leinenstreifen dran gekommen. Wie du siehst, habe ich ihn dann doch etwas unterhalb meiner Linie angesetzt. Sonst hätte ich beim Trimmen zu viel vom Quilt-as-you-go unten wegschneiden müssen. Das wollte ich nicht. Also Planänderung.
Außenteile auf exakte Größe trimmen und Buchtasche fertigstellen.
(10) Anschließend habe ich das Leinen umgeklappt und festgesteppt. Nun wird das Ganze auf die exakte Größe des Außenteils zugeschnitten. Wenn du Lust hast, kannst du mit Stickgarn noch ein paar Stiche von Hand nähen. Ich mag das sehr gerne. Die Rückseite habe ich einfach gehalten. Ich habe das Leinen auf den Molton gelegt und längs parallele Linien im Abstand von 1 cm gesteppt. Der Vorteil von Längslinien ist, dass sie sich nicht mit den Querlinien von der Vorderseite treffen müssen. Clever, oder? 😉
Wie die Buchtasche zusammengenäht wird, erfährst du in meiner Nähanleitung ab Seite 9. (Noch mal zur Erinnerung: Nähe bei Molton mit einer Nahtzugabe von 0,9 cm anstatt 1 cm.)
2-geteilte Vorderseite in Aquagrün + Braun (links) / 3-geteilte Vorderseite in Rosarot + Hellbeige (rechts)
Links & Hinweise:
- Achte bei der Buchtasche darauf, deine schönsten Motivstoffe nicht an den Rand zu setzen. Etwa 3 cm unten und seitlich werden nicht sichtbar sein – wegen der Kastenform der Tasche und der Nahtzugabe. Den Fokus solltest du also auf die Mitte legen.
- Es kann sein, dass sich die Stoffstücke beim Quilten etwas verziehen und keine kerzengeraden Kanten haben. Das ist ganz normal und macht den typischen Look von Quilt-as-you-go aus.
- Falls du dich fragst, welches Leinen ich verwendet habe: Essex Yarn Dyed Homespun in der Farbe „Roasted Pecan“. Ein super schönes Baumwoll-Leinen in einem tollen, warmen Braun. Eine neue Entdeckung, die ab sofort zu meinen Lieblings-Essex gehört. Ebenso wie Essex Yarn Dyed Linen in der Farbe „Oyster“, das ich bei der rosaroten Tasche verwendet habe.
- Die Nähanleitung zur Buchtasche findest du in meinem ➞ Etsy-Shop.
Viel Spaß beim Nähen!
Ich hoffe, mein Tutorial hat dir gefallen und du hast Lust bekommen, Quilt-as-you-go mal auszuprobieren. Wenn du Zeit hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen. Vielleicht hast du ja noch Fragen oder Anregungen. Dann immer her damit!
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