Seit meinem Tutorial 1 | Hexies heften haben mich viele verzweifelt-begeisterte Kommentare und Hilferufe erreicht: „Ich befürchte, ich bin dem English Paper Piecing verfallen.“ „Was mach ich jetzt, ich kann nicht aufhören!?“ „Hilfe, fängt so das Hexie-Fieber an?“ Sogar: „Böse Katharina @greenfietsen, so etwas zu verbreiten!“, kam mir auf Instagram zu Ohren. Deshalb möchte ich noch mal eindrücklich warnen: Es kann sich sehr schnell eine heftige Hexie-Sucht entwickeln! Nähen auf eigene Gefahr!
Andererseits, wenn du beschließt, dein Smartphone auszuschalten, jedes Hexie blockierst und bei Instagram und Facebook die Rolläden herunterlässt, wenn du versuchst, dich im dunklen Keller vor dem fiesen Virus zu verstecken, dann verpasst du DEN Sommernähspaß 2017! Wir schwitzen nicht an der Nähmaschine! Nee, wir liegen entspannt am Pool und heften Hexies. Wir haben unsere Lieblingsstoffe immer bei uns, kleiden sie um Papierschablonen und genießen den Anblick der Sechsecke, die Stück für Stück zu einer fantastischen Handarbeit heranwachsen. Also wenn du mich fragst: ICH würde das nicht verpassen wollen! *zwinker*
Was bisher geschah
In Teil 1 meines Crashkurses English Paper Piecing mit Hexies habe ich dir Schritt für Schritt gezeigt, wie du Hexies um Papierschablonen heftest. Ich habe dir Schablonen und Materialien empfohlen, Freebies zum Ausdrucken und Ausschneiden zur Verfügung gestellt, Plotterfreebies verlinkt und jede Menge Tipps gegeben. Heute in Teil 2 zeige ich dir, wie du Hexies mit dem Überwendlingsstich zusammennähst.
Vielleicht stellst du fest, dass dir das Heften der Hexies zwar noch Spaß gemacht hat, dass das Zusammennähen der vielen Einzelteile aber nicht dein Ding ist. Vielleicht möchtest du an dieser Stelle aussteigen. Hey, das kann passieren. Mach dir nix draus! Für den Fall schau trotzdem auch beim nächsten Mal vorbei, wenn ich im 3. Tutorial zeige, wie du Hexies auch einzeln applizieren kannst. Modern-Hexie-Arbeiten sehen wunderschön aus und sind vielleicht eine Alternative, wenn dir das Zusammennähen mit der Hand nicht so liegt, du aber trotzdem gerne was mit Hexies machen möchtest.
Was brauchst du an Material?
Eigentlich nicht viel. Zum Zusammennähen der Hexies brauchst du nur Nadel, Faden und eine Schere. Es empfiehlt sich eine dünne, spitze Nadel und feines Garn zu nehmen, damit du eine feine Naht bekommst, die wenig sichtbar ist. Das Reihgarn, das ich dir in Tutorial 1 zum Heften empfohlen habe, ist hier nicht geeignet, weil es zu dick ist. Ich benutze zum Zusammennähen am liebsten weißes Baumwollgarn von Aurifil oder, wenn ich mal eine andere Farbe brauche, das Polyesternähgarn von Gütermann. Mein Tipp für Anfänger: Näh einfach mit dem feinsten Garn, das du zuhause hast. Man kann eine Wissenschaft aus dem perfekten, besten Garn für English Paper Piecing machen, aber für den Anfang tut’s irgendein dünnes Nähgarn in einer passenden Farbe.
Nachtrag März 2020: Siehe dazu auch meine beiden Blogartikel:
→ Das beste Nähgarn für English Paper Piecing
→ Die besten Nadeln für English Paper Piecing
In welcher Reihenfolge werden die Hexies zusammengenäht?
Da gibt es keine feste Regel und kein Richtig oder Falsch. Das macht jeder so, wie er es am praktischsten findet. Geschickt ist es, sich eine Reihenfolge zu überlegen, die es erlaubt, so lange wie möglich mit einem Faden zu nähen. Wir wollen ja nicht ständig den Faden abschneiden, wieder einfädeln und neu ansetzen. Eine sinnvolle Reihenfolge kann je nach Hexie-Projekt anders sein.
Ich zeige dir in diesem Tutorial, wie ich eine Hexie-Blume zusammennähe. Wie du auf den Bildern siehst, sind das sechs Hexies, die sich um ein Hexie im Zentrum gruppieren. Eine solche Hexie-Blume brauchen wir später für den Geldbeutel, von dem ich hier bereits erzählt habe. Die Technik ist immer die gleiche, egal wie groß die Hexies sind. Ich nähe in dieser Anleitung mit ¾ Inch Hexies, denn diese Größe brauchen wir für den Geldbeutel.
Bild 1
Ich beginne an der Spitze des Erdbeer-Hexies (siehe weißer Punkt) und nähe gegen den Uhrzeigersinn einmal rundherum alle sechs Hexies an das Hexie im Zentrum. Wenn ich am Anfang meiner Naht angelangt bin, nähe ich im gleichen Zug die beiden angrenzenden Hexies (rot geblümt + weiß mit Kreuzstichmuster) zusammen. Das alles mache ich in einem Zug.
Bild 2
Dann nähe ich nach und nach die außenliegenden Hexies zusammen. Das sind fünf kurze Nähte. Insgesamt brauche ich für meine Hexie-Blume also sechs Nähte. Für mich hat diese Reihenfolge den großen Vorteil, dass ich bereits nach der ersten langen Naht alle Hexies aneinandergenäht habe. Das heißt, mir kann nichts mehr durcheinandergeraten, und ich kann die Hexie-Blume schon in diesem Zustand in meine Tasche einpacken, mitnehmen und die kurzen Nähte einfach wann anders fertigmachen.
So funktioniert das Zusammennähen mit dem Überwendlingsstich:

Hexies rechts auf rechts legen.
Nimm das Hexie im Zentrum und ein angrenzendes, äußeres Hexie zur Hand. Diese beiden wollen wir jetzt zusammennähen. Dazu klappst du das äußere Hexie (hier rot-geblümt) rechts auf rechts auf das zentrale Hexie (hier Erdbeeren). Die schönen Seiten liegen jetzt aufeinander. Wenn die Hexies nicht ganz gleich groß sind, ist das nicht schlimm. Das kann man mit ein paar geschickten Stichen an den Ecken ausgleichen und wird man später nicht sehen.

Feine Überwendlingsstiche sorgen dafür, dass die Naht später fast unsichtbar ist.
Mach einen Doppelknoten in dein Fadenende. Jetzt nähen wir die beiden Hexies an der Kante mit dem Überwendlingsstich (engl. whipstitch) zusammen. Dazu beginnst du rechts an der Ecke und stichst mit der Nadel durch die Nahtzugaben der beiden Hexies und ziehst den Faden bis zum Doppelknoten durch. Versuche, so wenig wie möglich vom Stoff zu erwischen. Zwei bis drei Fädchen reichen aus. Nur so bekommst du eine feine Naht, die man später von der rechten Seite kaum sieht. Wichtig ist auch, dass du auf keinen Fall durch das Papier stichst! Das müssen wir ja später wieder entfernen, und das geht nicht, wenn du es festgenäht hast.

Feine Überwendlingsstiche eng nebeneinander setzen – So wird die Naht schön!
Diesen Überwendlingsstich wiederholst du jetzt über die ganze Kantenlänge bis zur linken Ecke. Steche immer von der gleichen Richtung durch die Nahtzugaben und ziehe den Faden gut fest. So legen sich ganz kleine Schlaufen um die Kanten. Bei einem ¾ Inch Hexie mache ich ca. 15-20 Stiche gleichmäßig im Abstand von 1-2 Millimetern. Wenn du an der Ecke angelangt bist, lässt du Nadel und Faden hängen, klappst die beiden Hexies auseinander und holst dir das nächste Hexie. Lege es rechts auf rechts auf das zentrale Hexie und fahre an der Ecke wie gehabt fort.

Reihum alle Hexies an das Zentrum nähen.
So nähst du reihum alle sechs Hexies an das Hexie in der Mitte. Wenn dir deine Naht nicht gefällt, mache eventuell mehr Stiche oder bemühe dich, beim Überwendlingsstich wirklich nur ganz wenig Stoff an den Kanten zu fassen und den Faden fest anzuziehen. Auch eine dünnere Nadel kann helfen, dass deine Naht schön wird. Übrigens sind die Geschmäcker hier verschieden! Viele EPPler wollen gar keine unsichtbaren Nähte, sondern lieben es, wenn man ihre Handstiche gut erkennen kann. Das unterstreicht den Charakter der Handarbeit.

Zum Schluss der langen Naht die zwei angrenzenden Hexies zusammennähen.
Wenn du rundherum alle Hexies an das mittlere genäht hast, kannst du mit dem restlichen Faden die zwei angrenzenden Hexies zusammennähen. Hier in meinem Beispiel: das rot-geblümte Hexie und das weiße mit dem Kreuzstichmuster (rechtes Bild: weißer Pfeil). Achte auch hier darauf, dass Kanten und Ecken der Hexies genau aufeinanderliegen.

Beim Zusammennähen müssen Schablonen geknickt werden.
Hier ist es notwendig, dass du das mittlere Hexie mitsamt Papierschablone knickst. Bei großen Hexie-Platten kann es durch das viele Knicken passieren, dass Schablonen schon von alleine herausfallen. Das macht nichts. Im Gegenteil: Manchmal erleichtert es das Nähen, wenn man Schablonen entfernt. Du solltest eine Schablone aber nur dann herausnehmen, wenn ein Hexie von allen Seiten angenäht ist.

Naht sichern (links) und Fadenende vernähen (rechts).
Um das Fadenende zu verknoten, ziehst du die letzte Schlaufe nicht ganz fest, sondern lässt sie so weit stehen, dass du deine Nadel noch einmal hindurchführen kannst. Am besten führst du die Nadel ein zweites Mal durch die Schlaufe, dann hält dein Knoten besser. Ziehe den Faden fest an und sichere so deine Naht (linkes Bild). Bei meiner Hexie-Blume vernähe ich den Faden anschließend in einer Nahtzugabe und schneide ihn dann ab (rechtes Bild). So ist er aus dem Weg, und später bei der applizierten Hexie-Blume schaut mir kein abgeschnittenes Fädchen seitlich heraus.

Hexie-Blume von beiden Seiten glattbügeln.
Jetzt bügelst du deine Hexie-Blume von beiden Seiten schön glatt (ohne Dampf!). Du kannst ruhig kurz über die Papierschablonen bügeln, das macht nichts. Beim Bügeln der Rückseite solltest du nicht schieben, sondern das Bügeleisen nur sachte aufdrücken, damit du keine Nahtzugaben verschiebst oder umklappst.
Papierschablonen entfernen

Papierschablonen mit einer kleinen Schere heraushebeln.
Wenn du die Hexie-Blume nicht sofort weiterverarbeiten möchtest, empfehle ich dir, die Schablonen erst mal drin zu lassen. Du kannst die Hexie-Blume so viel besser aufbewahren. Zum Entfernen der Schablonen benutze ich gerne meine Stickschere. Mit der Scherenspitze fahre ich vorsichtig zwischen Nahtzugabe und Schablone und hebel die Schablone mit Gefühl heraus. Ich beginne immer in der Mitte, denn durch das häufige Knicken geht dieses Hexie am leichtesten heraus.

Nach dem Entfernen der Schablonen die Hexie-Blume vorsichtig bügeln.
Die äußeren Schablonen entferne ich von der Mitte her. Sind alle Schablonen draußen, bügle ich die Hexie-Blume noch einmal von beiden Seiten, um die Form zu fixieren.
Nun sind deine Papierschablonen wahrscheinlich etwas verknickt. Das ist nicht schlimm. Werfe sie auf keinen Fall weg, sondern plätte sie mit dem Bügeleisen und einem Bügeltuch dazwischen. Dann kannst du sie beim nächsten Hexie-Projekt wiederverwenden.
Heftfäden entfernen

Heftfäden mit einer kleinen Schere herausziehen (links). Fertige Hexie-Blume (rechts).
Ich weiß nicht, ob es wirklich notwendig ist, aber ich enferne meine Heftfäden, bevor ich meine Hexies appliziere. Da ich recht dickes Reihgarn zum Heften verwende, möchte ich vermeiden, dass sich die Fäden durchdrücken. Ich glaube aber eigentlich nicht, dass das passieren würde. Vielleicht ist es einfach der Nähmonk in mir, der zum Abschluss unbedingt noch die Heftfäden entfernen möchte. Ich benutze dafür wieder meine grüne Stickschere, mit der ich den Faden am Anfangsknoten fassen und herausziehen kann.
Das war der 2. Teil meines Crashkurses „English Paper Piecing mit Hexies“. Hast du Fragen zu meiner Anleitung, dann schreib mir gerne einen Kommentar. Ich bemühe mich, deine Fragen schnell zu beantworten. Auch sonst freue ich mich immer über Feedback und Fotos auf Facebook oder Instagram unter dem Hashtag #crashkurshexiesnähen
Beim nächsten Mal: Hexies applizieren
Beim nächsten Mal zeige ich dir, wie du deine zusammengenähte Hexie-Blume von Hand oder mit der Nähmaschine auf einen Hintergrundstoff applizierst. Im 4. Teil meiner kleinen Reihe erwartet dich eine Nähanleitung für einen Sommer-Geldbeutel mit einer applizierten Hexie-Blume. Darauf freue ich mich schon ganz besonders. Lass dich überraschen.
Schau gerne auch bei Gesine vorbei. Sie hat ebenfalls den #hexiesommer2017 ausgerufen und zeigt in dieser Anleitung ihre Methode, eine Hexie-Blume zusammenzunähen.