Warum ich meinen Instagram-Account löschen werde

Bevor ich mich hier wieder bunten, fröhlichen Nähprojekten widmen kann, muss ich einem dringenden Bedürfnis nachgeben. Ich habe es ja schon in meinem letzten Blogartikel angekündigt: Ich muss noch mal über Instagram reden. Vielleicht brauche ich gerade so eine Art öffentliche Gesprächstherapie, bei der ich alles reflektieren, meine Gedanken sortieren und mich mit „Betroffenen“ und Außenstehenden darüber austauschen und diskutieren kann, um dann leichter Schluss machen zu können. 🙂

Ja, ich habe beschlossen, meinen Instagram-Account, der im Moment ruht, im Laufe der nächsten Wochen zu löschen. Nach elf Jahren und mehr als 1.600 Postings, muss ich sagen: Es reicht! Zeit, zu gehen. Wenn du dich aktuell auch fragst, ob du da noch mitmachen möchtest, hilft dir mein Blogpost vielleicht dabei, eine Antwort zu finden.

Die Antwort kann natürlich unterschiedlich ausfallen. Ich verstehe, wenn du sagst: Ich bin nicht bereit, Instagram zu verlassen. Vielleicht weil du deine privaten Kontakte nicht verlieren möchtest oder aus geschäftlichen oder beruflichen Interessen. Dafür habe ich großes Verständnis. Ich möchte niemanden belehren oder bekehren, sondern hier nur meine ganz subjektive Entscheidung erklären.

Mir hat mal jemand den Tipp gegeben: Wenn du ein schwieriges Gespräch führen musst, sprich erst mal Lob aus, dann ist die darauffolgende Kritik für dein Gegenüber leichter zu verdauen. Irgendwie fies, aber ich will es heute mal genauso machen. Bevor ich aufzähle, was mir an „Insta“ alles nicht (mehr) passt, zuerst ein paar warme Worte.

Wie ich Instagram genutzt habe

Viele Jahre war ich das, was Instagram am liebsten hat. Ich war Prosumer. So werden Nutzende genannt, die Inhalte produzieren und konsumieren, also Sender und Empfänger sind. Anfangs habe ich Instagram als Ergänzung zum Blog genutzt, um greenfietsen bekannter zu machen, für meine E-Books zu werben und mich mit befreundeten Bloggerinnen zu vernetzen. In den letzten fünf Jahren habe ich es auch privat stark genutzt – zur Information, Meinungsbildung, Inspiration und Unterhaltung.

Diese Screenshots von der Handy-App stammen aus den Jahren 2015 (links) und 2018 (rechts). Du siehst, wie sich Instagram im Laufe der Zeit optisch verändert hat. Lange war das Quadrat das charakteristische Bildformat. Mittlerweile wurde alles auf Rechteckig umgestellt, vermutlich weil das mit Videoinhalten besser kompatibel ist.

Gemeinschaftsgefühl – Teil von etwas sein

Meinen ersten Post habe ich im Mai 2014 veröffentlicht. Damals war das noch ein ganz anderes Instagram als heute! Gefühlt haben wir uns damals alle dort angemeldet, wir waren alle neugierig und wollten nichts verpassen. Wenn ich „alle“ sage, dann meine ich damit die damalige Hobby-Nähblog-Community, der ich mich zugehörig gefühlt habe.

Am Anfang war Instagram vor allem ein riesengroßer Spaß und ein tolles Freunde-Netzwerk. Wir haben ausgetestet, wie wir die Plattform kreativ für uns nutzen können. Wir haben uns in Beiträgen gegenseitig die Bälle zugespielt, Gemeinschaftsaktivitäten erfunden und es genossen, uns schnell und unkompliziert austauschen zu können – ohne lange Blogbeiträge und Kommentare schreiben zu müssen, was schon immer sehr zeitaufwendig war. Der Funktionsumfang von Instagram war damals noch sehr überschaubar.

Für mich war Instagram eine kleine Heile-Welt-Blase, in der ich nie Hass erlebt habe, sondern immer freundliches Interesse, Anerkennung und Wertschätzung. Organisationen und Parteien waren damals noch nicht vertreten. Es war einfach eine Foto-Sharing-App und keine digitale Öffentlichkeit wie heute.

Aufmerksamkeit – Gesehen werden

Natürlich war Instagram super, um gezielt auf eigene Produkte aufmerksam zu machen. Viele von uns haben damals ein Kleingewerbe angemeldet und wollten selbstgenähte Unikate, Nähanleitungen und Schnittmuster verkaufen. Auch ich habe Instagram genutzt, um meine E-Books vorzustellen und dafür zu werben. Aber das war nie mein Haupt-Content. Ich habe Instagram nie rein gewerblich genutzt, sondern auch als Hobby.

2019 bis 2022 war ich für meine Verhältnisse sehr erfolgreich auf Instagram – gemessen an Followerzahl und Reichweite. Im Frühjahr 2022 habe ich innerhalb kurzer Zeit ca. 3.500 neue Follower dazugewonnen. Gerade während der Corona-Pandemie war ich sehr aktiv auf Instagram und habe viel Zeit und Arbeit investiert, was dann auch mit einer hohen Zahl von Blogaufrufen belohnt wurde.

Auf meiner Festplatte habe ich zwei alte Screenshots gefunden, die zeigen, dass mich die Algorithmen für eine kurze Zeitspanne (Januar bis März 2022) richtig gepusht haben. Ich konnte den Hype selber gar nicht fassen. Aber so plötzlich wie er kam, so schnell war er dann auch wieder vorbei. Nämlich als Zuckerberg 2022 eine Strategieänderung vornahm und den Fokus auf Kurzvideos verlagerte (um der Konkurrenz TikTok etwas entgegenzusetzen). Weil ich keine Videoinhalte anbot, sank meine Reichweite rapide und mit dem Followerwachstum war’s für immer vorbei.

Gesunde Nutzung? – Kaum möglich.

2022 war für mich der Anfang vom Ende. Mal abgesehen davon, dass meine Beiträge auf einmal nicht mehr gut ausgespielt wurden, was ich sehr frustrierend fand, hatte ich oft eine innere Unruhe. Social Media hat mich emotional aufgewühlt, reizüberflutet und gestresst. Also habe ich angefangen, digitale Verschnaufpausen einzulegen – zuerst tageweise, irgendwann habe ich mich für mehrere Wochen am Stück rausgezogen. Keine Beiträge veröffentlichen, nirgends kommentieren, das hat so gutgetan! Aber meine Reichweite hat natürlich erst recht gelitten.

Schon kurze Pausen werden vom Algorithmus bestraft. Wer nicht permanent aktiv ist, frischen Inhalt postet und viel interagiert, wird von den Algorithmen als irrelevant eingestuft. Man verliert Sichtbarkeit und die Möglichkeit, neue Follower zu gewinnen. Selbst in den Feeds der eigenen Follower und Freunde wird man seltener eingeblendet. Das wieder umzudrehen, ist schwierig. Nach 2022 hatte ich keinen nennenswerten Followerwachstum mehr. 11k war das Maximum, danach ging es stetig wieder runter.

Aber auch wenn dir das egal sein kann, weil du kein Content Creator oder Influencer bist, sondern nur passiv konsumierst, musst du gut auf dich und deine Gesundheit achten. Du kennst das bestimmt: Man will nur mal für ein paar Minuten bei Instagram oder Facebook reingucken und zack, ist eine halbe Stunde rum. Hinterher ärgerst du dich und fühlst dich schlecht. Schließlich hättest du diese wertvolle Lebenszeit auch sinnvoller verbringen können (z. B. mit Nähen).

Mein Instagram-Post vom 30. Mai 2023

Sie wollen uns an sich Binden

Es ist sehr schwer, nicht auf die manipulativen und süchtig machenden Mechanismen der Plattformen reinzufallen. Man muss es sich immer vor Augen halten: Das Ziel der Betreiber ist, uns möglichst lange drin zu halten und unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Wir sollen einen großen Teil unserer Zeit mit der App verbringen, denn nur dann können sie uns genug Werbung anzeigen und Geld verdienen. Permanent wird daran gefeilt, wie man am besten unsere menschlichen Schwächen ausnutzen und unsere „Verweildauer“ und Aktivität steigern kann. An unserem Wohl sind sie nicht interessiert, sie wollen Profit machen.

Ich habe begriffen, dass ich mit meinem greenfietsen-Account Teil dieses Systems bin. Auch meine Inhalte tragen dazu bei, Menschen an diese App zu binden und Lebenszeit zu stehlen. Das ist für mich ein sehr unangenehmer Gedanke. Ab da habe ich darauf geachtet, nur noch Substanzielles zu posten. Generell muss ich sagen: Ich hatte immer weniger Lust, etwas öffentlich auf Instagram zu teilen. 2023 waren es insgesamt noch 48 neue Beiträge, 2024 hatte ich nur noch 21-mal das Bedürfnis dazu, etwas zu posten.

Mein erfolgreichster Instagram-Post aller Zeiten mit 3.579 Likes (17. Februar 2019). Ich dachte, ich träume. 😀

Instagram killt Kreativität und Authentizität!

Ich weiß, ein starker Vorwurf. Wo Instagram doch voller Inspiration und großartiger, kreativer Accounts ist. Aber es kann halt auch ein Zuviel, einen Overload geben. Sicher ist es individuell verschieden, wie schnell man sich überflutet fühlt, wie sehr man sich vergleicht und wie unzufrieden einen das macht, aber so ganz freimachen, kann sich davon doch niemand. Wenn ich durch meinen Instagram-Feed scrolle, bin ich sehr beeindruckt von den wahnsinnig tollen, kreativen Nähwerken. Vieles wirkt so perfekt und professionell inszeniert. Da kann es leicht passieren, dass ich vor lauter Bewundern und Bestaunen den Fokus auf meine eigene Kreativität verliere, und natürlich fehlt dann auch die Zeit dafür. Denn wer nur guckt und konsumiert, der macht selber nichts. Und wer selber nichts macht, hat nichts zum Zeigen und guckt mehr, was andere machen. Eine Abwärtsspirale. Ich denke, dass Instagram meine Kreativität und Produktivität anfangs beflügelt, zuletzt aber blockiert hat.

Alles für den Algorithmus?

Auch die Individualität bleibt auf der Strecke. Willst du sichtbar sein, musst du dich den Algorithmen unterordnen, was bedeutet, dass du dein Postingverhalten, deine Formate, Inhalte und Texte anpassen musst. Im Endeffekt wirkt dadurch alles immer konformer, oberflächlicher und weniger individuell und authentisch. Der Trend zu KI-generierten Inhalten wird das noch verstärken. Irgendwann gibt’s nur noch einen künstlichen, austauschbaren Einheitsbrei. Wir werden nicht mehr wissen, ob Personen, Fotos, Videos und Kommentare wirklich echt sind. Spätestens dann sind die sog. Sozialen Netzwerke kaputt. Aber für mich sind sie das jetzt schon, was auch mit dem nächsten Punkt zu tun hat.

Nervige Werbung

Wir alle hassen sie und versuchen sie auszublenden: die Werbung. Auf Instagram nimmt sie mittlerweile überproportional viel Raum ein. Wir sehen immer weniger Inhalte von Leuten, deren Follower wir sind. Dafür umso mehr Werbung, gesponserte Posts und auf unser Nutzerverhalten basierende Empfehlungen. Instagram ist ein riesiges Einkaufszentrum geworden, in dem man ständig ungefragt Werbebotschaften vor den Kopf geklatscht bekommt und irgendetwas kaufen soll. Der soziale Aspekt, der ursprüngliche Community-Gedanke von Social Media, sich vernetzen und austauschen, ist eigentlich nur noch Nebensache. Das war früher ganz anders!

Ich behaupte, dass ich wenig empfänglich bin für Werbung, aber es kostet viel Zeit und Energie, das Shopping-TV auf Instagram geistig auszublenden und die für mich interessanten Beiträge herauszufiltern. Vor ein paar Wochen hat Instagram sogar angefangen, manchmal meinen Feed beim Scrollen einzufrieren und zwingt mich dann, Werbung anzuschauen. Ich kann dann für ein paar Sekunden nicht weiterwischen.

Spam, den wir selbst produzieren

Was mich neben der Werbung auch nervt, ist Spam. So muss ich das leider bezeichnen, wenn mal wieder „für den Algorithmus“ ein altes Urlaubsfoto mit Gesicht gepostet wird oder Steckbriefe zum Ankreuzen verbreitet werden. Mich interessiert weder, in wie viele weit entfernte Länder XY schon geflogen ist, noch will ich dutzende Fotos von Zimmerpflanzen sehen, weil irgendjemand gesagt hat, heute posten wir alle mal was Grünes (auch wenn ich Grün sehr mag). Ich weiß, es dient zur Unterhaltung und der Algorithmus liebt viel Engagement und Verweildauer. Aber das ist nicht das, was ich sehen will. Das verschwendet meine Zeit und Ressourcen. Jeder Post, jedes Like, jede Interaktion erzeugt CO². Ich glaube, das müssen wir uns häufiger mal bewusst machen. Es ist auch gar nicht so, dass ich selber nie überflüssigen Quatsch gepostet hätte und dass ich mich nicht auch manchmal gerne unterhalten lasse. Aber ich finde, es hat überhandgenommen.

Spam, der auf meine Kappe geht. 😀 Da habe ich bei einer Instagram-Challenge mitgemacht, wollte aber mein Gesicht nicht zeigen. Heute würde ich sagen: Dann lass es halt lieber ganz. So ein albernes Foto bringt niemandem etwas. Immerhin das Shirt hab‘ ich selbst genäht. 😉

Instagram ist ein Datensammelmonster.

Wenn ich auf Instagram unterwegs bin, dann fühle ich mich beobachtet und ausspioniert. Denn jeder Klick wird registriert. Permanent analysiert die App, wofür ich mich interessiere, welche Beiträge ich like, wem ich folge, wo ich häufig kommentiere und bei welcher Art von Inhalten meine Aufmerksamkeit besonders lange hängenbleibt. Fünf Sekunden zu lange ein Katzenvideo angeschaut und dein Feed wird geflutet mit Katzenvideos. Die Daten fließen in ein Nutzerprofil, das herangezogen wird, um dir Inhalte anzuzeigen, die perfekt deinen Geschmack treffen, so dass du möglichst lange auf der Plattform bleibst und persönlich auf dich zugeschnittene Werbung sehen kannst. In den USA geht das mittlerweile so weit, dass dir basierend auf deinen Vorlieben personalisierte Wahlwerbung angezeigt wird.

Positiver ohne Facebook

Twitter habe ich 2020 verlassen, das war kein großer Schmerz. Meinen Facebook-Account habe ich im April 2024 gelöscht, dafür habe ich schon etwas länger gebraucht. Aber es war ein notwendiger Schritt, denn ich habe mich dort nicht mehr wohl gefühlt – wegen mangelnden Datenschutzes, zu viel Werbung, aber auch wegen Filterblasen, Fake News, Hasskommentaren und einer populistisch aufgeheizten Stimmung. Was ich da teilweise gesehen und gelesen habe, hat mich nicht nur erschreckt und mit sehr negativen Gefühlen zurückgelassen, es hat meinen Glauben in die Menschheit erschüttert.

Nachdem ich ein paar Monate aus Facebook raus war, habe ich erst mal gemerkt, dass das eine komplett verzerrte Wahrnehmung war. Mein Weltbild hat sich wieder aufgehellt, ich habe wieder das Gute und die Grautöne gesehen und bin insgesamt positiver und zuversichtlicher geworden. Ich gehe jetzt wieder viel offener, neugieriger auf fremde Menschen zu und denke wieder, dass ich dazu beitragen kann, Probleme zu lösen, auch wenn ich nur ein kleines Licht bin. 🙂

Screenshot von den Anfängen meiner Facebook-Fanpage (Oktober 2014)

Desinformation und Filterblasen

Da habe ich begriffen, wie wichtig es für uns alle ist, Vertrauen zu haben und nicht permanent in Freund-Feind-Kategorien zu denken. Wir dürfen nicht verlernen, Komplexität auszuhalten, sachlich miteinander zu diskutieren, empathisch und versöhnlich zu sein und Kompromisse zu finden. Dafür brauchen wir aber eine gemeinsame Faktenlage und eine Haltung des gegenseitigen Respekts.

Wir wünschen uns doch alle eine gute Gemeinschaft, Zusammenhalt und Solidarität. Diese Werte sollten wir uns nicht von Social Media kaputtmachen lassen. Das passiert aber durch Mechanismen, die Inhalte, die bei uns negative Emotionen auslösen, mit viel Reichweite belohnen. Die Algorithmen lieben es, wenn wir uns über extreme, zugespitzte Ansichten empören und wenn Streits richtig schön eskalieren, denn dann kommentieren und liken wir viel, wir halten uns lange in der App auf, sehen viel Werbung, und bei den Plattformbesitzern klingelt die Kasse. Ob wir wollen oder nicht, wir verhelfen damit den mächtigsten Männern der Welt zu noch mehr Reichtum.

Das Fatale ist: Die Algorithmen spielen uns immer mehr vom Gleichen in unseren Feed ein. Wir bekommen nur noch zu sehen, was wir eh schon glauben und wofür wir uns eh schon interessieren, und haben den Eindruck, alle anderen müssten die gleiche Perspektive oder Meinung haben. Wenn nicht, dann halten wir sie für „dumm“ oder „uninformiert“ und erklären sie zu „Spinnern“ oder noch schlimmer zu „Feinden“. Solche Filterblasen verhindern einen Dialog und führen zu Spaltung. Ich glaube, man kann es wirklich so drastisch sagen: Soziale Netzwerke, die so gestrickt sind, bedrohen unsere Demokratie. Auch weil sich mittlerweile traditionelle Medien und Politiker:innen davon beeinflussen und treiben lassen.

Die Algorithmen sind noch nicht schlau genug, um zu erkennen, dass ich im Januar 2025 einen sehr Instagram-kritischen Post veröffentlicht habe. Mein Beitrag hat offenbar gut emotionalisiert. Viele Nutzende habe sich lange mit meinem Text und den Kommentaren beschäftigt. Deshalb hat Instagram ihn mit einer hohen Reichweite gepusht. Oft erreiche ich nur 2.500 bis 5.000 Konten. Hier waren es mehr als 26.000! Sehr untypisch auch, dass der Beitrag sehr vielen Nicht-Followern eingeblendet wurde.

Instagram ist kein „safe space“ mehr!

Jetzt denkst du vielleicht: Aber so negativ erlebe ich Insta gar nicht. Davon bekomme ich nichts mit. In meiner Nähcommunity erlebe ich nur schönen Austausch. – Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Natürlich gibt es innerhalb von Instagram noch viele kleine Nischen, in denen ein angenehmes Klima herrscht und ein gutes, soziales Miteinander. Deshalb fällt es ja auch so schwer, Instagram zu verlassen.

Aber der Meta-Chef Mark Zuckerberg hat seit dem Wahlsieg von Donald Trump Entscheidungen getroffen, die vieles verändern werden. In den USA werden bald Faktenchecks abgeschafft, Desinformation und Lügen werden weiter zunehmen. Inhalte von politisch „unliebsamen“ Organisationen werden jetzt schon blockiert und unsichtbar gemacht, während andere überrepräsentiert sind. Facebook und Instagram sind nicht neutral und kein Abbild der Gesellschaft.

Und natürlich bin ich auch nicht damit einverstanden, dass homosexuelle und trans Menschen neuerdings ungestraft als „psychisch krank“ bezeichnet werden dürfen. Auch dürfen jetzt Frauen ohne Konsequenzen auf Instagram beleidigt und diskriminiert werden. Feministische Themen (z. B. Infos über Abtreibung) werden gezielt unterdrückt. Toxischer Männlichkeitswahn und Gewalt gegen Frauen und Minderheiten werden krass zunehmen und nicht nur im digitalen Raum bleiben. Mir macht das große Sorgen. Viele haben die Hoffnung, dass uns EU-Gesetze davor schützen werden, aber ich bin da skeptisch. Deshalb unterstütze ich die Online-Petition „Save Social – Soziale Netzwerke als demokratische Kraft retten“ (Link zu WeAct).

Mein Fazit

Die Entfremdung von Instagram geht bei mir schon lange. Schon vor Jahren habe ich gespürt, dass ich die App nicht mehr auf gesunde Weise nutzen kann. Ich verliere meinen kreativen Fokus, es kostet mich zu viel Energie und Lebenszeit und macht mich unproduktiv. Die Lösung habe ich zunächst in digitalen Auszeiten gesucht.

Aber es ist auch die strukturelle Entwicklung, die mir nicht gefällt: Weg vom ursprünglichen Social-Media-Gedanken hin zu einer werbegetriebenen Unterhaltungsplattform, auf der kurze Videoclips und auf unsere Interessen abgestimmte KI-Empfehlungen dominieren. Das wird übrigens „TikTokification“ genannt. Mark Zuckerberg hat angekündigt, Instagram noch weiter in diese Richtung zu verändern. Super, noch mehr Berieselung durch Video-Entertainment, Werbung und Beiträge von Accounts, denen wir überhaupt nicht folgen. Dafür weniger echter Follower-Content, weniger Posts von Freunden und Leuten, mit denen man sich vernetzt hat, weniger persönlicher Austausch. Was hat das noch mit „social“ zu tun?

Generell habe ich keine Lust darauf, dass ein nach rechts gerückter Tech-Milliardär entscheidet, was ich in meinem Feed sehe und wie ich daraufhin die Welt wahrnehme. Ich möchte mich nicht durch zugespitzte Infohäppchen emotionalisieren und manipulieren lassen. Ich will frei denken können, mich unabhängig und ausgewogen informieren, mich in der realen Welt engagieren und mich dort mit Menschen verbinden. Deshalb werde ich in absehbarer Zeit meinen Account löschen. Ich bin gespannt, welche neuen Energien und Ideen das bei mir freisetzen wird und hoffe, dass ich viele Instagram-Kontakte aufrechterhalten kann.

Eine Alternative, die ich gerade teste, ist Pixelfed. Das ist eine Social-Media-App, die ähnlich aussieht und funktioniert wie Instagram, die aber dezentral, datenschutzkonform und gemeinwohlorientiert ist. Dort gibt es keine Werbung und keine Algorithmen, sondern eine chronologische Timeline. Du entscheidest und kontrollierst selbst, welche Beitrage du siehst. Wenn du einen Account im Fediverse hast, könntest du meinem Pixelfed-Account folgen.

Mein Account: greenfietsen@pixelfed.social

Tipps & Links

Wenn du dich tiefergehend mit dem Thema „Social Media“ beschäftigen möchtest, kann ich dir einige Tipps geben:

  • Das Buch „Das Ende von Social Media. Warum wir digitale Netzwerke neu denken müssen“ von Dominik Ruisinger kann ich sehr empfehlen. Es ist 2024 erschienen.
  • Schon etwas älter (2018), aber fast schon ein Klassiker: „Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“ von Jaron Lanier. Der Internetpionier aus dem Silicon Valley bringt darin viele provokante Thesen, über die sich aber nachzudenken lohnt.
  • Jaron Lanier hat auch bei der Netflix-Doku „The Social Dilemma“ mitgemacht. Veröffentlicht im September 2020.
  • Ein aufrüttelnder Text: „Ich will ein Leben nach dem Internet“ von Anne Miller, freie Journalistin. (➜ Link zum Artikel)
  • Der Autor Martin Fehrensen (bekannt vom Social Media Watchblog) schlägt in seinem „Social Media Manifest“ 15 Leitideen für die Nutzung sozialer Medien vor. (➜ Link zum Manifest)
  • Wenn du wie ich gerne Podcasts hörst, kann ich dir „Haken dran – Das Social-Media-Update der c’t“ empfehlen. (➜ Link zum Podcast)
  • Ein interessanter Podcast ist auch „Social-Media-frei – Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies“ von Alexandra Polunin. (➜ Link zum Podcast)
  • Falls du ein Kind im Teenageralter hast, kann ich dir diese Podcastfolge sehr empfehlen: „Social Media zerstört unser Leben and we still love it“ von Valentina Vapaux, YouTuberin, Autorin und Stimme der Generation Z. (➜ Link zum Podcast)

Wenn du weitere Tipps hast, schreib das gerne in einen Kommentar. Überhaupt würde ich mich sehr freuen, deine Meinung zum Thema zu hören. Widersprich mir gerne, nenne Gegenargumente, schildere deine Erfahrungen, wenn du möchtest. Über einen kontroversen Meinungsaustausch würde ich mich sehr freuen. Aber bitte so, dass wir uns hinterher wieder die Hand geben und vertragen können. So habe ich das als Kind mal gelernt. 😉

::: UPDATE :::

Tschüss Instagram! Am 8. März 2025 habe ich meinen Account gelöscht.
Der Schritt ist mir nicht leichtgefallen, ich hatte sehr gemischte Gefühle dabei.
Nun bin ich gespannt, wie es mir auf Dauer mit der Entscheidung gehen wird. Ob und wie sich mein Leben dadurch verändern wird? Ob ich es vielleicht doch irgendwann bereuen werde? – Ich werde berichten.

greenfietsen 2025 – Wie geht’s jetzt weiter?

Okay, der Zeitpunkt ist gekommen. Es hilft ja nichts. Wir müssen über den Elefanten im Raum sprechen: Du befindest dich hier auf einem Blog, auf dem seit zwei Jahren kaum noch Beiträge erscheinen. Wenn du mir auf Instagram folgst, hast du vielleicht mitbekommen, wie ich dort geschimpft und die Scheidung von der Plattform eingereicht habe. Da passiert also auch nicht mehr viel.

Große Lust, Anleitungen zu schreiben, hab ich gerade auch keine – weil: Es gibt doch eh schon alles, und eigentlich von allem viel zu viel! Du siehst das Problem auch, oder? Die Frage liegt auf der Hand: Wie soll’s mit greenfietsen weitergehen? Ist jetzt die Zeit gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen? Sollte ich mein Gewerbe abmelden, den Blog vom Netz nehmen, das Nähen nur noch für mich privat als Hobby genießen?

Ich wünschte, ich wäre besser im Verdrängen von Problemen. Das würde mein Leben einfacher machen. Ich brauche immer das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, etwas, das die Welt ein kleines Stückchen besser und schöner macht. In mir steckt der tiefe Wunsch, Teil der Lösung zu sein, nicht Teil des Problems. Ob das dann auch der Realität entspricht, weiß ich nicht, aber als ich vor 12 Jahren angefangen habe, über Nähen und Selbermachen zu bloggen, hat sich das für mich sehr stimmig angefühlt.

Damals war greenfietsen für mich eine bunte Spielwiese, auf der ich mit großer Leichtigkeit herumgetollt bin. Alles war neu und aufregend. Ich habe so viel ausprobiert, Ideen umgesetzt und laufend dazugelernt. Die Nähblogger-Gemeinschaft war groß und stark vernetzt, bunt, lebendig und sehr freundschaftlich und solidarisch. Es war toll, ein Teil davon zu sein. Ich erinnere mich an so viele schöne und lustige Projekte und Mitmach-Aktionen, die wir gemeinsam ins Leben gerufen haben: 6 Köpfe – 12 Blöcke, der Taschen-Sew-Along, Handmade on Tuesday, From Trash to Blog und vieles mehr.

from trash to blog – Fadenmäuse als Perücken für Löffelpuppen

Heute vermisse ich diese Leichtigkeit und Experimentierlust, und ich frage mich: Bin ich irgendwo falsch abgebogen und vom Weg abgekommen? War die Idee, greenfietsen zu kommerzialisieren, von Anfang an eine dumme? (Wenn man in einer Krise ist, zieht man ja gerne mal grundsätzlich alles in Zweifel.) Wo habe ich mir vielleicht selbst im Weg gestanden? Wie haben mir Facebook und Instagram geschadet? Habe ich mich von den Sozialen Netzwerken zu abhängig gemacht und negativ beeinflussen lassen? Welche Rolle hat Corona gespielt?

Oder hat einfach alles im Leben seine Zeit und die von greenfietsen ist halt jetzt zu Ende? Nix bleibt ewig. Normaler Lauf der Dinge. Brauche ich vielleicht einfach eine neue Herausforderung? Ein Feld, auf dem ich mich wieder ausprobieren und mit Begeisterung Neues lernen kann? – Eine einfache Antwort gibt’s darauf nicht. Auch deshalb, weil greenfietsen ja mehrere Standbeine hat(te). Alles ist miteinander verwoben und muss in einem großen Zusammenhang gesehen werden.

Das Knäuel entwirren

Ein Rat vieler Berufscoaches lautet: Wenn du unzufrieden bist, schmeiß nicht gleich alles hin, versuch vielleicht erst mal, die Rahmenbedingungen zu ändern. Und an diesem Punkt bin ich gerade. Ich versuche, das Knäuel aus Unzufriedenheit zu entwirren, Entwicklungen nachzuvollziehen und die Dinge noch mal neu zu denken. Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um wieder den Weg nach vorne sehen zu können.

Denn Fakt ist: Ich hänge an greenfietsen, ich hänge an diesem Blog. Das ist ja mein Dilemma! Es macht mir Spaß, zu nähen, kreativ zu sein, und ich schreibe auch gern im Internet darüber. Außerdem kann ich die Arbeit von 12 Jahren nicht einfach so in den Wind schießen. Aber ich kann auch nicht so weitermachen wie bisher, denn es funktioniert so nicht mehr. Es muss sich was ändern! Einiges habe ich schon geändert:

1. Newsletter eingestellt

Schweren Herzens habe ich nach drei Jahren meinen E-Mail-Newsletter eingestellt. Das Gestalten und Schreiben des Newsletters hat mir immer viel Spaß gemacht und ging mir leicht von der Hand. Auch mit den Öffnungs- und Klickraten war ich sehr zufrieden; der Newsletter kam bei den meisten Abonnentinnen sehr gut an. Allerdings fiel es mir immer schwerer, meinem Anspruch gerecht zu werden, einen echten Mehrwert zu den Bloginhalten zu bieten. Am Ende war es auch eine Kostenfrage.

2. Nähkurse beendet

Im Herbst 2018 habe ich angefangen, in meinen privaten Räumen Nähkurse für Kinder und Erwachsene anzubieten. Gerade als das Ganze so richtig Fahrt aufnahm und alle Kurse voll waren, kam Corona. Nach einer langen Pause habe ich versucht, an die Zeit davor anzuknüpfen, aber es war nicht mehr dasselbe. Es hat mir zwar immer noch Spaß gemacht, die Kurse zu gestalten und mein Wissen weiterzugeben, aber es hat organisatorisch nicht mehr funktioniert. Viel häufiger als vor Corona haben Leute ihre Anmeldung in der Schwebe gehalten, wollten sich nicht verbindlich festlegen, wollten plötzlich verschieben oder haben kurzfristig abgesagt und dann wegen der Rückzahlung der Kursgebühr unerbittlich gestritten. Wegen zu hohem Organisationsaufwand, fehlender Planungssicherheit und Unrentabilität habe ich im Herbst 2024 meine Nähkurse eingestellt.

3. Rückzug aus Facebook und Instagram

Fühlst du dich noch wohl mit Facebook und Instagram? Mir hat es letztes Jahr endgültig gereicht. Im April habe ich nach einer langen Phase der Entfremdung meinen 12 Jahre alten Facebook-Account gelöscht, und das war die beste Entscheidung überhaupt! Das hat sich so positiv auf mich ausgewirkt. Was für eine Befreiung!

Privat ist es mir leichtgefallen, auf Facebook zu verzichten, aber für greenfietsen hatte es schon Folgen. Ich habe meine Fanpage mit allen Beiträgen und Kommentaren aufgegeben, ebenso die Gruppen, in denen ich als Admin aktiv war. Der größte Verlust war meine Facebook-Probenähergruppe. Trotzdem habe ich es bis heute keine Sekunde bereut. Im Gegenteil!

Über mein abgekühltes Verhältnis zu Instagram möchte ich gerne einen separaten Blogpost schreiben. Instagram hat mir in den Anfangsjahren viel Spaß gemacht, ich habe enorm davon profitiert, aber leider hat sich die Plattform in meinen Augen sehr negativ entwickelt. Deshalb befinden Instagram und ich uns schon länger in der Trennungsphase. Es fällt mir sehr schwer, nach über 10 Jahren Beziehung loszulassen, auf 11k Follower und die Vorteile zu verzichten, aber ich befürchte, es geht nicht anders.

Hier ist der angekündigte Blogpost: Warum ich meinen Instagram-Account löschen werde
Wenn du dich fragst, warum sich Insta so verändert hat und ob du da noch mitmachen möchtest, hilft dir dieser Blogpost vielleicht dabei, eine Antwort zu finden.

4. Hinwendung zu alternativen Sozialen Netzwerken

Auch wenn es nicht so klingt, ich mag Soziale Netzwerke immer noch. Ich finde es toll, mich austauschen und vernetzen zu können. Ich bin gerne Teil einer Community. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass Bewegungen wie Black Lives Matter, #metoo oder Fridays for Future ohne Soziale Netzwerke nie so groß geworden wären. Aber ich halte es für falsch und brandgefährlich, wenn Plattformen, über die heute die halbe Menschheit kommuniziert und ihre Nachrichten bezieht, im Besitz einzelner, reicher Männer sind. Männer, die mit ihren Algorithmen steuern, was wir sehen und was nicht, und die dabei eigene politische Interessen verfolgen. Das ist zu viel Macht!

Es wäre schön, wenn die Plattformen der Big-Tech-Konzerne reguliert werden könnten, aber bis es so weit ist, orientiere ich mich um und teste eine Alternative: Pixelfed. Das ist eine App, die ähnlich aussieht und funktioniert wie Instagram, die aber werbefrei, datenschutzkonform und gemeinwohlorientiert ist. Über die Vor- und Nachteile von Pixelfed habe ich viel recherchiert und werde demnächst mal einen eigenen Post schreiben. Vielleicht begegnen wir uns ja bis dahin schon im Fediverse, ich würde mich sehr freuen.

Mein Account: greenfietsen@pixelfed.social

5. Zurück zu den Wurzeln

Wie du siehst, versuche ich, Kommunikationsstrukturen außerhalb von Facebook und Instagram (wieder) aufzubauen. Dazu gehört auch, diesen Blog aus dem Schlaf zu wecken und mit neuen Inhalten zu füllen. Ob das gelingen wird, weiß ich nicht, aber ich war schon lange nicht mehr so motiviert wie jetzt gerade. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns dringend aus der Abhängigkeit von den großen Plattformen befreien sollten und dass die Rückbesinnung auf Blogs und die Stärkung kleiner Netzwerke dazu beitragen können. Ja, nenn mich ruhig Idealistin. 😉

Eins steht für mich jedenfalls fest: Mit diesem Blog habe ich angefangen, und hier werden die Lichter erst ganz zum Schluss ausgehen. Aber dieser Zeitpunkt ist für mich noch nicht gekommen.

Fußnote:

Zum ersten Mal seit 2014 werde ich diesen Blogpost nicht auf Instagram „bewerben“. Ich werde nicht überlegen, wann der richtige Zeitpunkt ist, meinen Beitrag zu posten, welche Textlänge richtig ist, welche Hashtags am besten funktionieren und wie ich dem Algorithmus gefallen kann, damit er meinen Beitrag möglichst gut ausspielt und viele Leute hierherzieht. Ich werde hinterher nicht hundertmal in die App reingucken, um zu checken, ob jemand meinen Post oder meine Story gelikt oder kommentiert hat. Puh, was für eine Erleichterung! Metaverse, du kannst mich mal! Ich hoffe, dass trotzdem zwei, drei Leute herfinden und meinen Post lesen. 😀 Ich würde mich sehr darüber freuen.

Tadaa, fertig ist der Streifenquilt!

So, der nächste Sommer kann kommen! Meine Decke für die Liegewiese am Badesee und im Freibad ist fertig. Yay! Das Projekt habe ich ja bereits hier vorgestellt, heute möchte ich dir noch ein paar Bilder von der Fertigstellung des Streifenquilts zeigen und von meinen Erfahrungen berichten. Ich habe diesmal ein paar Dinge anders gemacht als sonst. Manches hat super funktioniert, anderes na ja… Also wieder was dazugelernt.

Wie heftest du dein Quiltsandwich?

Falls du Patchwork machst: Wie heftest du dein Quiltsandwich? Mit Sprühkleber oder mit Nadeln? – Ich habe bisher immer Sprühkleber (Odif 505) verwendet und zusätzlich noch Nadeln durch die drei Lagen gesteckt. Dieses Mal habe ich auf den Kleber verzichtet und mich nur auf die gebogenen Sicherheitsnadeln von Prym und den Obertransport meiner Nähmaschine verlassen. Ich wollte das einfach mal ausprobieren und war sehr gespannt, ob ich sehr viel Luft hineinnähen würde. Und Überraschung… Es hat sensationell gut geklappt.

Ein himmelweiter Unterschied…

Beim Quilten hat sich nichts verschoben, alles ist schön aufeinander geblieben und sieht fantastisch aus. Und das hat natürlich mit der Nähmaschine zu tun. Es ist einfach ein himmelweiter Unterschied, ob du auf einer kleinen Haushaltsnähmaschine quiltest oder eine Maschine nutzt, die einen breiten Durchlass und eine große Auflagefläche hat und extra fürs Quilten gemacht ist.

Selbst dieser kleine Streifenquilt wäre mit meiner alten (geliebten) Brother-Nähmaschine ein Gewürge gewesen, weshalb ich früher nie gern gequiltet habe. Dank des Sprühklebers kam dann doch meistens ein ganz passables Ergebnis zustande. Aber das hier ist jetzt eine ganz andere Geschichte. Ich würde zwar nicht sagen, dass Quilten super viel Spaß macht – für mich bleibt es eine lästige Fleißarbeit -, aber ich finde es nicht mehr so schlimm wie früher. 😀

Im Sommer habe ich Mini-Quilts genäht und dabei mit verschiedenen Vliesen experimentiert. Ich wollte testen, wie die Quilts nach dem Waschen aussehen und sich anfühlen. Beim reinen Baumwollvlies (ohne Scrim) hat mich interessiert, wie stark der Schrumpfeffekt ist.

Ein Quiltvlies, das für mich viele Vorzüge hat, ist Warm & White, das ich beim Hexagon-Quilt, der I-syp-Krabbeldecke und auch hier beim Streifenquilt verwendet habe. An Warm & White mag ich, dass es aus Baumwolle, sehr dünn und schneeweiß ist. Da ich gerne helle bzw. weiße Stoffe verwende, brauche ich ein Vlies, das nicht durchscheint und die Farben verfälscht.

Aber nichts ist perfekt! Warm & White besitzt leider eine Eigenschaft, die mir nicht so gut gefällt. Es enthält einen hauchdünnen Polypropylen-Trägerstoff (Scrim), an dem die Baumwollfasern „befestigt“ sind. Es ist also nicht plastikfrei, obwohl 100 % Baumwolle auf der Verpackung steht. Dass das so ist, habe ich lange nicht gewusst.

Wenn dich das Thema „Plastikfreie Quiltvliese“ interessiert, schau unbedingt mal in den Blogpost von Verena: Volumenvliese für Quilts ohne Kunststoff

Binding annähen – Topp oder Flop?

Kommen wir zu dem Punkt, der dieses Mal nicht so gut funktioniert hat. Normalerweise liebe ich es, am Ende das Binding von Hand anzunähen. Ich mach das wirklich gerne. Diesmal aber war es eine Qual. Aus irgendeinem, unerfindlichen Grund habe ich den Stoffstreifen mit einer zu breiten Nahtzugabe angenäht. Nach dem Umklappen war zwar noch genug Binding zum Annähen übrig, aber die Bindingkante war auf der gleichen Höhe wie die Naht. Da die Nähnadel durch den Stoff zu bekommen, war sehr schwierig, und ich musste viele Pausen machen. Das wird mir nicht noch einmal passieren. 😉

Nun ist meine kleine Decke fertig, und ich frage mich: Was nähe ich jetzt? Ob es mal wieder Zeit für eine Tasche wird?

Den Spaß am Patchwork entdecken mit Half-Square Triangles

Heute erzähle ich dir, warum Half-Square Triangles so viel Spaß machen und sich perfekt für den Einstieg ins Patchwork eignen. Sie sind super einfach zu nähen, aber überhaupt nicht langweilig! HSTs bieten viele Möglichkeiten, kreativ zu werden, und sind die Grundlage für unzählige tolle Patchworkmuster. Ein paar davon möchte ich dir in diesem Blogpost zeigen.

Half-Square Triangles – Einfach zu nähen und so vielseitig!

Was sind Half-Square Triangles?

Ein Quadrat, das aus zwei Dreiecken zusammengesetzt ist, nennt man Half-Square Triangle (HST). Es gibt verschiedene Nähtechniken dafür. Ich nähe HSTs am liebsten nach dieser Methode:

Hier werden aus zwei Quadraten zwei HSTs auf einmal genäht.

Bild 1: Lege zwei gleich große Quadrate rechts auf rechts aufeinander. Beim oben liegenden Quadrat solltest du vorher mit einem Trickmarker oder Bleistift eine diagonale Markierungslinie gezogen haben.
Bild 2: Nähe mit einem Abstand von 1/4 Inch (oder 6 mm) links und rechts neben der Markierungslinie.
Bild 3: Nimm eine Schere und schneide die Quadrate diagonal auf der Markierungslinie in zwei Hälften. Klappe die Dreiecke anschließend auseinander und bügle die Nahtzugaben. (Ich bügle sie auseinander.)

Schneide die Half-Square Triangles mit Lineal und Rollschneider exakt auf die gewünschte Größe zu. Hierfür eignet sich am besten ein quadratisches Patchworklineal mit diagonaler Markierungslinie. Wenn du gerne ein qualitativ hochwertiges und langlebiges Lineal anschaffen möchtest, schau doch mal in diesen Blogartikel mit meinen Empfehlungen: Tipps | Die 5 besten Lineale zum Nähen & Patchworken.

Tipp: Ich schneide die Ausgangsquadrate immer 0.5 Inch größer zu als die fertigen HSTs sein sollen. Mir reicht das. Etwas komfortabler hast du es aber beim Trimmen, wenn du die Ausgangsquadrate 0.75 Inch größer zuschneidest. Dann bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Beispiel: Wenn das fertige HST 4.5 Inch groß sein soll, schneidest du die zwei Ausgangsquadrate 5.25 Inch groß zu (Bild 1).

Von Streifen über Zickzack bis hin zu Sternen

Du brauchst nur 16 Half-Square Triangles und kannst damit schon ganz viele Muster legen: z. B. diagonale Streifen, Zickzack, Windmühlen oder einen Stern. Ist es nicht faszinierend, wie vielseitig die Halbquadrat-Dreiecke sind und wie unterschiedlich die Ergebnisse wirken? Ich bin immer wieder begeistert.

Hier erfährst du mehr über die gestreifte Kissenhülle (links): Charm Pack übrig? – Näh doch eine Kissenhülle draus!

Darum eignen sich HSTs so gut für den Einstieg ins Patchwork:

Wie du gesehen hast, sind Half-Square Triangles echt einfach zu nähen, und zwar in jeder gewünschten Größe. Besonders anfängerfreundlich ist, dass sie im letzten Schritt noch mal exakt zugeschnitten werden. Du kannst sie wie ganz normale Quadrate aneinandernähen und dann Reihe für Reihe zusammenfügen. Und auch wenn sich mal nicht alle Ecken exakt treffen, macht das gar nichts. Das Muster kommt trotzdem spitzenmäßig heraus, weil kleine Ungenauigkeiten bei Half-Square Triangles nicht groß auffallen.

Ich hoffe, ich konnte dich dazu inspirieren, mal mit HSTs zu experimentieren. Und wer weiß, vielleicht entdeckst du ja auf diesem Weg den Spaß am Patchwork, wenn du nicht eh schon längst begeistert davon bist. 😉 Wenn du noch Fragen hast, hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

Noch ein paar Tipps und Links:

Streifenquilt nähen – Ist der Sommer echt schon vorbei?

Irgendwie befinde ich mich gerade in der falschen Zeitzone. Während andere den Herbst genießen und schon längst Weihnachtsprojekte neben der Nähmaschine liegen haben, hänge ich noch dem Sommer nach, schwelge in türkisen, blauen und grünen Stoffen und arbeite an meiner Patchworkdecke mit Surferinnen, Wasserschildkröten, Fischen und Meerjungfrauen. So viele Lieblingsstoffe versammelt in einem Quilt!

Top des Streifenquilts liegt über dem Bügelbrett

Die Inspiration zu diesem Streifenquilt stammt aus dem Buch „Sunday Morning Quilts“ von Amanda Jean Nyberg (besser bekannt als Crazy Mom Quilts) und Cheryl Arkison. Die beiden Autorinnen stellen darin 16 moderne Stoffreste-Projekte vor. Ein ganz tolles Buch mit vielen Ideen, Tipps und Fotos!

Zusammengenähte Streifen auf dem Arbeitstisch

Das Schöne an diesem Patchworkprojekt ist, dass die einzelnen Stoffstreifen keine bestimmte Länge oder Breite haben müssen. Du musst also nicht jeden Streifen exakt mit dem Lineal messen und zuschneiden, sondern kannst munter irgendwelche Streifen aneinandernähen. Wenn du dann eine Bahn von sagen wir mal 60 cm hast, schneidest du links und rechts alles sauber auf die gleiche Breite zu. Es gibt keine Regel, wie breit die Bahnen sein müssen. Alles ist Impro, und das macht das Nähen sehr entspannt.

Yay, ich hab ein Zertifikat bekommen! An manchen Stationen wird so ein Nachweis verlangt, wenn man ein Paddleboard ausleihen möchte.

So oft wie möglich schwimmen gehen, Freibadpommes essen und den Sommer genießen, das hatte ich mir fest vorgenommen, und es war großartig! Ich war ganz viel am und im Wasser. Anfang September konnten wir uns sogar noch einen besonderen Wunsch erfüllen: einen SUP-Anfängerkurs. Schon lange wollten wir das StandUp Paddling mal ausprobieren.

Apropos im Wasser… Rate mal, wer als erstes im Kurs das Gleichgewicht verloren hat und nach hinten ins Wasser geplumpst ist? Na klar, das war ich! 😀 Nachdem ich das verschluckte Wasser wieder ausgehustet hatte, musste ich sehr lachen. Das Gute war, ich konnte gleich mal üben, wie man aus dem tiefen Wasser wieder aufs Board hinaufkommt. Wir haben in den 2,5 Stunden Kurs sehr viele Übungen gemacht, und nachdem ich die richtige Paddeltechnik fürs Wenden gelernt hatte, bin ich auch nicht mehr in den See gefallen. Ich kann es kaum erwarten, im nächsten Sommer wieder auf dem Paddleboard zu stehen. Das hat so viel Spaß gemacht!

Auch an meiner Patchworkdecke bleibe ich dran. Ich hoffe, ich kann sie diese Woche noch quilten und fertigstellen. Damit ich dann doch mal langsam vom Sommer Abschied nehmen und mich mit Herbst und Winter anfreunden kann.

Da fällt mir noch was ein …

Ein kleines Nähprojekt muss ich schnell noch zeigen, bevor hier auch der Herbst eingeläutet wird: Diesen Beutel habe ich mir extra fürs Schwimmbad genäht. Ich ziehe immer zu Hause schon meine Badesachen an, damit ich gleich ins Wasser hüpfen kann. Im Beutel steckt dann die warme, trockene Unterwäsche für nach dem Schwimmen. Falls du Lust hast, dir auch so einen Zuziehbeutel zu nähen, schau mal in meinem Etsy-Shop vorbei. Dort findest du die Nähanleitung:

➜  Nähanleitung Zuziehbeutel

Genähter Schwimmbad-Beutel mit runden Applikationen

Den Beutel habe ich einfach mit runden Applikationen verziert.

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Tutorial | Hexie-Untersetzer nähen

Du brauchst ein kleines Geschenk, hast aber nicht so viel Zeit zum Nähen? Dann habe ich hier ein sehr schönes Nähprojekt für dich! Einen sechseckigen Untersetzer, der mit der Quilt-as-you-go-Technik genäht wird. Dabei werden Stoffstücke auf ein Vlies genäht. Das ist so einfach, das kannst du sogar umsetzen, wenn du noch nicht so viel Näherfahrung hast. In dieser Anleitung zeige ich dir Schritt für Schritt, wie der Hexie-Untersetzer genäht wird.

Der fertige Untersetzer ist 6 x 6.75 Inch (15 cm x 17 cm) groß, also genau richtig, um ein Glas oder deine Lieblingstasse daraufzustellen. Wenn du gleich zwei Untersetzer nähst und z. B. mit schönen Tassen, einem Päckchen Tee und Gebäck in einem Präsentkorb arrangierst, hast du ein wunderbares Geschenk mit persönlicher Note. (Danke, liebe Margot, für diesen tollen Tipp!)

Dieses Material brauchst du:

Du benötigst Webstoff, der nicht dehnbar ist, z. B. Patchworkstoff. Außerdem brauchst du ein Baumwoll- oder Polyestervlies, z. B. Thermolam. Alle Maße sind in Inch angegeben. Wenn du lieber in Zentimeter arbeiten möchtest, findest du in Klammern die Zentimeter-Maße. Den Zuschnitt habe ich großzügig bemessen. Es gibt also am Ende etwas Verschnitt.

So geht der Zuschnitt:

1 Hexagon (Sechseck): Kantenlänge 2″ (5 cm)
1 Rechteck: 2.5″ x 4″ (6,5 cm x 10 cm)
5 Rechtecke: 2.5″ x 6″ (6,5 cm x 15 cm)
1 Rückseitenstoff: 7″ x 8″ (18 cm x 20 cm)
1 Vlies: 8.5″ x 8,5″ (21 cm x 21 cm)

Hexagon-Vorlage zum Ausdrucken:

Hier kannst du die Vorlage für ein Hexagon mit 2 Inch Kantenlänge herunterladen und ausdrucken:  Hexagon-Schablone (PDF). Alle anderen Schnittteile werden direkt mit Lineal und Rollschneider zugeschnitten.

Wichtige Hinweise zur Nähtechnik:

Der Untersetzer wird mit der Quilt-as-you-go-Technik genäht. Dabei werden Stoffstücke auf einem Vlies festgesteppt. Folgende Punkte sind dabei sehr wichtig und werden in der Anleitung nicht extra erwähnt:

  1. Fang mit dem Nähen schon auf dem Vlies an und nähe 1-2 Stiche über den Stoff hinaus, beende die Naht also auch auf dem Vlies. Die Naht wird dabei nicht verriegelt!
  2. Schneide nach jedem Schritt alle überstehenden Fäden knapp ab. Das ist auf der Vorderseite sehr wichtig.

Los geht’s! Hier kommt die Anleitung:

 

(1) Lege das Hexagon in die Mitte des Vlieses und nähe es fest. (Ich habe parallele Nähte im Abstand von etwa 1,2 cm gesetzt. Das ist die Breite meines Nähfüßchens. Du kannst auch einen anderen Abstand oder ein anderes Quiltmuster wählen. Das Vogelmotiv habe ich aus optischen Gründen ausgespart.)
(2) Lege das kleine Rechteck (2.5″ x 4″) rechts auf rechts an eine beliebige Kante des Hexagons. Nähe es mit einer Nahtzugabe von 1/4″ (0,6 cm) auf dem Vlies fest.

(3) Klappe das Rechteck um. Bügle kurz über die Falte. Nähe das Rechteck auf dem Vlies fest, z. B. mit drei parallelen Nähten.
(4) Lege ein langes Rechteck (2.5″ x 6″) an die daneben liegende Hexagon-Kante. Nähe das Rechteck wieder mit 1/4″ (0,6 cm) Nahtzugabe an.

(5) Klappe das Rechteck um. Bügle kurz über die Falte. Nähe es wie zuvor auf dem Vlies fest.
(6) Nähe auf die gleiche Weise reihum gegen den Uhrzeigersinn alle Rechtecke an das Hexagon.

Untersetzer zuschneiden und fertigstellen:

 

(7) Schneide mit Lineal und Rollschneider ein großes Hexagon zu: Orientiere dich dabei an den sechs Kanten des kleinen Hexagons in der Mitte. Schneide alle sechs Seiten so zu, das der Abstand vom kleinen Hexagon bis zum Rand 1.75″ (4,5 cm) beträgt (siehe Lineal auf dem Foto).
(8) Lege das Hexagon rechts auf rechts auf den Rückseitenstoff und stecke es mit ein paar Nadeln fest. Markiere an einer Kante eine ca. 2.25″ (6 cm) lange Wendeöffnung. Nähe mit einer Nahtzugabe von 1/4″ (0,6 cm) an den Kanten des Hexagons entlang. Verriegle Anfang und Ende der Naht.

(9) Schneide den überstehenden Rückseitenstoff weg. Lass nur an der Wendeöffnung 1/4″ (0,6 cm) stehen. Kürze die Nahtzugabe an den Ecken, damit sie sich nach dem Wenden schön herausdrücken lassen.
(10) Wende den Untersetzer auf die rechte Seite. Drücke alle Ecken vorsichtig heraus und klappe die Nahtzugabe an der Wendeöffnung nach innen. Bügle darüber, um die Form zu fixieren. Nähe einmal knappkantig rundherum und verschließe dabei die Öffnung.

Viel Spaß beim Nähen!

Ich hoffe, mein Tutorial hat dir gefallen und du hast Lust bekommen, selbst einen Hexie-Untersetzer zu nähen. Wenn du Zeit hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen. Fragen beantworte ich natürlich auch gerne.

Weitere Nähanleitungen findest du in meinem Etsy-Shop.